Unterwegs mit Commissario Fontana und ein düsterer Fall im Herzen der Lagune

Die Stadt erzählt ihre Geschichten nur den Stillen.

Die Stadt erzählt Geschichten für die, die still genug sind zuzuhören, aber sie enthüllt ihre Wahrheit nur denjenigen, die bereit sind, sich in ihr zu verlieren. Ich, Commissario Fontana, glaubte lange, ich würde die Stadt lesen wie einen Polizeibericht. Ich suchte nach Fakten, nach Ursache und Wirkung. Bis ich einem Schatten folgte, der mich nicht in einen Abgrund, sondern in einen Spiegel führte.

Commissario Fontana brach die Stille Venedigs auf der Rialtobrücke.

Auf der Rialtobrücke stand er reglos, ein Fels in der strömenden Menge aus Kameras und Stimmen. Salz und Geschichte lagen auf seiner Zunge, vermengt mit dem dumpfen Geruch abgestandenen Lagunenwassers. Sein Nacken kribbelte. Diese Warnung kannte er. Sie kam immer, wenn sich die Oberfläche der Wirklichkeit spannte und etwas darunter lauerte. Sein Blick, lange auf das Treiben auf der Brücke gerichtet, fokussierte sich plötzlich. Ein Mann bewegte sich gegen den Strom, nicht kämpfend, sondern ihn umgehend wie Wasser einen Stein umfließt. Ein grauer Wollmantel, aus der Zeit gefallen. Eine tief ins Gesicht gezogene Mütze. Die Hände in den Taschen. Eine Bewegung von absoluter ökonomischer Präzision. Fontana atmete flach aus. Ohne bewussten Befehl lösten sich seine Füße vom Boden. Er trat aus dem Schatten der bröckelnden Mauer, deren Ziegel das Salz der Jahrhunderte ausbluteten. Die Jagd begann nicht mit einem Schuss, sondern mit diesem ersten, stillen Schritt. Der graue Mantel bog in eine Seitengasse ein, ein Tropfen, der im Labyrinth der Stadt verschwand. Fontana folgte.

Die Gasse schluckte das Tageslicht und alles was darin ging.

Fontana folgte dem grauen Mantel in einen schmalen Schlund zwischen zwei hohen Palazzi. Das Plätschern des Canals erstarb. Die Mauern rechts und links drängten sich zusammen, pressten den Himmel zu einem blassen, fernen Band. Seine eigenen Schritte hallten leise und aufdringlich auf den nassen Trachyt-Steinen. Vor ihm, am Ende des Tunnels aus Schatten, blieb die Silhouette stehen, drehte den Kopf einen winzigen Zentimeter, und verschwand dann um eine Ecke. Kein Geräusch. Fontana beschleunigte seine Schritte. Die feuchte Kälte des Steins kroch durch seine Sohlen, ein vertrautes Gefühl. Hier roch es nach nassem Hund, nach verwelktem Blumensträußchen an einer vergitterten Tür, nach dem modrigen Atem der Lagune, der sich in jeden Hof stahl. Eine schwarze Katze glitt lautlos von einem Müllcontainer und fixierte ihn mit gelben Augen. Der Mann war weg. Doch Fontana spürte seine Spur wie einen feinen Riss in der Luft, eine Störung in der Gleichförmigkeit des Verfalls. Er ging weiter, der Helligkeit entgegen, zum Canal Grande.

Der Canal Grande zertruemmerte die Welt in tausend glitzernde Scherben.

Fontana trat aus der engen, feuchten Dunkelheit der Gasse in das gleißende, flache Licht des späten Nachmittags. Die Geräuschkulisse schlug ihm entgegen wie eine Welle. Geschrei der Gondolieri, das surrende Dröhnen der Vaporetti, das Plätschern ihrer Kielwellen gegen die Palastfundamente. Die Fassaden von Ca‘ d’Oro und Palazzo Venier warfen goldene, zitternde Splitter über das träge Wasser. Und da war er. Der graue Mantel. Ein sich auflösender Fleck in der pulsierenden Menschenmenge am Ufer bei San Tomà. Fontana erhöhte sein Tempo, schlängelte sich zwischen Touristen mit Selfiesticks und Gruppen von Studenten hindurch. Der Mann schien zu schweben, berührte kaum den Boden. Dann, abrupt, bog er ab, verschwand in einem niedrigen, unscheinbaren Durchgang, über dem ein schiefer Balkon voller verwelkter Geranienkästen hing. Ein Café. Kein Schild. Nur eine grüne Holzlatte und ein verdunkeltes Fenster. Fontana blieb einen Atemzug lang stehen. Die Luft roch hier anders, abgeschnitten vom salzigen Dunst des Kanals. Nach gerösteten Bohnen, nach Zucker und nach Zeit, die hier dicker zu fließen schien.

In der Ecke sass eine Frau und wartete auf das Ende aller Dinge.

Ihre Hände lagen reglos auf dem Tisch, eine Landkarte aus blauen Adern und braunen Altersflecken. Das Café war leer bis auf sie und den Wirt hinter der Theke, der schweigend ein Glas polierte. Fontana setzte sich nicht. Er blieb stehen, ließ seinen Blick das halbdunkle Zimmer absuchen. Die Frau sah ihn an, ohne Überraschung, ohne Neugier. Ihre Augen waren zwei milchige Steine, die alles gesehen hatten und nichts mehr sehen wollten. Sie war kein Teil des Rätsels. Sie war der Rahmen, in dem es lag. Ohne ein Wort, ohne ein Nicken, schob sie ein gefaltetes Stück Papier über das wachsüberzogene Tischtuch. Es war nicht größer als eine Briefmarke, schmutzig weiß. Fontana nahm es auf, entfaltete es vorsichtig. Leer. Er blickte sie fragend an. Ihre blassen Lippen bewegten sich. Murano. Das Wort war nur ein Hauch, ein letzter Atemzug vor dem Verstummen. Es klang nicht wie ein Hinweis. Es klang wie ein Urteil. Dann stand sie auf, ihre Bewegungen knarrend wie altes Holz, und ging durch eine schmale Tür in der Rückwand. Sie schloss sie hinter sich, ohne ein Geräusch. Der Wirt blickte nicht auf. Fontana steckte das leere Papier in seine Tasche. Der Name der Insel brannte in seinem Kopf.

Das Teatro La Fenice atmete Staub und vergangenen Applaus.

Fontana betrat das Foyer durch einen Seiteneingang, den der Portier ihm mit einem müden Nicken öffnete. Die Stille hier war eine andere, feierliche, beinahe gewaltsam erzwungen. Sie war voll von eingeschlossenen Tönen, von erstickten Arien und verhalltem Beifall. Dunkelroter Samt fraß das spärliche Licht. Der Geruch von Holzpolitur, Staub und dem schwachen, süßlichen Echo von Parfüm hing in der schweren Luft. Er sah die Spur des grauen Mantels. Nicht im Staub, der war gleichmäßig verteilt, sondern in der Störung des Raumes. Eine leichte Verschiebung der Atmosphäre. Sie führte eine prunkvolle, geschwungene Treppe hinauf in die erste Galerie. Fontanas Herz schlug einen dumpfen, langsamen Rhythmus gegen seine Rippen, ein Kontrapunkt zur toten Stille. In der ersten Loge auf der linken Seite stand die vergoldete Tür einen Spalt offen. Kein Licht drang heraus. Er schob sie weiter auf, das Holz knirschte leise. Auf einem samtbezogenen Sessel lag ein einziges Buch, aufgeschlagen. Auf den leeren, cremefarbenen Seiten ruhte ein gläserner Stein. Kein Brief, keine Erklärung. Fontana trat näher, hob den Stein. Eine sofortige, scharfe Kälte brannte in seiner Handfläche. Der Stein war unerwartet schwer, ein kompakter Kern von undurchsichtiger, tiefer grüner Farbe. Er drehte ihn im fahlen Licht, das durch den schmalen Spalt der Logentür fiel. Keine Inschrift, keine Unregelmäßigkeit. Er trug kein Geheimnis in sich. Er war das Geheimnis selbst.

Murano roch nach verbrannten Lungen und industriellen Traeumen.

Das Vaporetto warf Fontana an einer schmutzigen, von Seetang bewachsenen Anlegestelle ab. Der Himmel über der Insel war nicht blau, sondern von rußigen, gelblichen Rauchschwaden verdüstert, die aus tausend Schloten und Kaminen quollen. Das Zischen und Dröhnen der Glasöfen füllte die engen, verwinkelten Straßen, ein unaufhörliches, industrielles Atmen. Fontana folgte dem Geräusch, dem Geruch nach geschmolzenem Sand und Hitze. In einer offenen Werkstatt, deren Eingang nur ein schwerer, rußgeschwärzter Vorhang war, sah er Männer vor den glühenden Mäulern der Öfen. Ihre Gesichter waren maskenhaft vor Hitze und einer animalischen Konzentration, ihre Bewegungen ritualisiert. Kein grauer Mantel. Nur flackerndes, oranges Licht, das zischende Aufheulen des geblasenen Glases im Wasserbad und die fragile, klare Schönheit der erkaltenden Objekte auf den Holzbänken. Eine kleine Vase, noch warm, schimmerte in Regenbogenfarben. Sie rief nach seiner Berührung. Er widerstand. Draußen, am trüben Wasser der Lagune, sah er eine vertraute Silhouette. Der Mann stieg in ein schmales, schwarzes Motorboot. Der Motor heulte auf, ein schneidender Laut. Das Boot drehte scharf ab und verschwand im dichten Dunst, der über dem Wasser lag, Richtung offene See. Eine Sackgasse. Oder eine neue Richtung.

Die Biblioteca Marciana bewahrt Stille wie eine kostbare Reliquie.

Gegen die Hitze von Murano suchte Fontana die Kühle des Wissens. In den hohen, freskengeschmückten Sälen der Bibliothek herrschte das gedämpfte Licht gefilterter Jahrhunderte. Der Geruch von altem Leder und brüchigem Papier war beruhigend. Er hatte nach Parallelen gesucht, nach historischen Fällen von rätselhaften Verfolgungen, nach Symbolen grüner Steine in venezianischen Chroniken. Er fand nur Geschichten von Täuschung. Berichte über Doppelgänger im Dogenrat, über Botschafter, die nie ankamen, über Spiegel, die die Wahrheit verzerrten. Der „Fall“ war kein Einzelfall. Er war ein Archetyp der Stadt. Venedig war auf Täuschung gebaut, auf gekauften Loyalitäten und geheimen Gängen. Der Mann im grauen Mantel war kein Verbrecher. Er war ein Erbe. Fontana schloss das letzte Folianten. Die Stille ringsum war nicht leer, sie war voll von geflüsterten Geheimnissen. Seine Suche nach Fakten in diesen Archiven war naiv gewesen. Man findet hier keine Antworten, nur bestätigte Fragen.

San Michele ist eine Stadt aus Schweigen und weissen Steinen.

Auf der Insel der Toten, zwischen Zypressen und weißen, aufrecht stehenden Steinen, fand Fontana den Friedhofswärter, einen alten Mann namens Alvise. Dieser wischte mit einem Lappen über einen Grabstein, seine Bewegungen waren ebenso routiniert wie zärtlich. Sie sprachen nicht über den Fall. Sie sprachen über die Stadt. „Sie glauben, Sie jagen einen Mann“, sagte Alvise, ohne aufzusehen. „Venedig jagt Sie. Sie lädt Sie ein, ihr Theaterstück zu sehen. Die Brücke, der Kanal, das Theater… das sind die Kulissen. Der Mann ist nur ein Schauspieler. Vielleicht ein Statist.“ Er sah Fontana an. Seine Augen waren klar, wasserblau. „Wer schreibt das Stück, Commissario? Das ist die Frage. Wer dreht Ihre Schritte wie einen Regisseur?“ Fontana hatte keine Antwort. Der Wind flüsterte in den Zypressen. Es klang wie das Rascheln von Seiten.

Der Dogenpalast in der Nacht ist ein geborstener steinerner Sarg.

Von San Michele zurückgekehrt, fand Fontana Venedig in verwandelter Stille. Der Palast stand als monolithischer, bedrohlicher Schatten gegen den sternenlosen Himmel. Seine gotischen Spitzen stachen in die Schwärze. Die normalen Tore waren verschlossen, aber ein Pförtner, ein alter Bekannter von früheren, weniger rätselhaften Nächten, ließ ihn mit einem wortlosen Nicken durch ein Pförtchen ein. Die Riesensäle, tagsüber von Touristen gefüllt, waren nun gespenstische Leerräume. Seine eigenen Schritte hallten und verrieten ihn den Geistern der Dogen, den Geistern der Verurteilten, die über den Seufzerbrücke gingen. Die steinerne Pracht wirkte erdrückend, bedeutungslos. Im Innenhof, im Mondlicht, das kalt und blau auf den Marmor fiel, fand er ihn. Der Mann stand am Rand des Brunnens, den Rücken zu Fontana, und betrachtete das schwarze, reglose Wasser. Es war nicht der Mann aus dem grauen Mantel. Diese schlagartige, körperliche Gewissheit traf Fontana in die Magengrube. Der Fremde drehte sich um. Sein Gesicht war völlig gewöhnlich, glatt, ausdruckslos. Ein Gesicht, das man im Gedränge der Rialto-Märkte hundertmal sah und sofort wieder vergaß.

Der Bote uebergab das Buch und beendete damit seine Sendung.

Ich bin der Bote, sagte der Fremde, und meine Sendung ist beendet. Seine Stimme war ein leises, monotones Rauschen, ohne Dialekt, ohne Emotion. Er hielt ein kleines, schwarzes, ledernes Buch in den Händen. Ein abgegriffenes Ding, an den Ecken weiß. Er reichte es Fontana, als übergebe er eine Zeitung. Der Mann war nur ein Überbringer. Ein Knoten in einem unsichtbaren Netz, ein leerer Kanal. Sie haben den Stein, sagte er. Jetzt das Buch. Die Reise geht weiter, aber nicht für mich. Bevor Fontana eine Frage stellen konnte, den Namen Delicatos erwähnen, nickte der Fremde nur. Es war eine entpersonalisierte, mechanische Geste. Dann trat er zurück in den tiefen Schatten der Säulengalerie. Er löste sich nicht auf. Er ging einfach, und das Dunkel schien ihn sofort zu absorbieren. Sein Verschwinden war endgültig und ohne Drama. Fontana war allein mit dem Buch in der Hand und dem einsamen, rhythmischen Plätschern des Brunnens. Hoch oben, über dem Portal, sah der steinerne Löwe mit blinden Augen zu.

Der Carnevale verwandelte Venedig in ein atemloses gefluestertes Maskenspiel.

Fontana ging durch die Menge, ein Fremder unter Fremden. Larven aus Porzellan und Samt, goldene Masken, Federbüsche, groteske und schöne Gesichter, die alle eines verrieten: die Sehnsucht, für eine Nacht nicht man selbst zu sein. In diesem Gewirr aus Anonymität suchte er keine bestimmte Maske mehr. Er suchte das Prinzip. Überall huschten graue Mäntel, tiefe Hüte. Jeder könnte der Bote sein. Jeder war ein Bote. Der steinerne Löwe, die Loge im Fenice, die Insel der Glasfeuer – sie waren keine Stationen einer Fährte, sie waren Bilder in einem Traum, den die Stadt träumte. Und er, Fontana, war kein Verfolger mehr. Er war ein Teil des Traums geworden. Mitten auf der Piazza, umwirbelt von tanzenden Arlecchinos, hielt er den grünen Stein in der behandschuhten Hand. Eine Maske in Weiß und Gold blieb vor ihm stehen, neigte den Kopf. Kein Wort wurde gesprochen. Dann hob sie die Hand und berührte leicht ihre eigene, maskierte Schläfe. Eine Geste des Erkennens, des Verstehens. Dann verschmolz sie wieder mit dem Strom. Die Kulmination war keine Enthüllung, sondern diese stille, perfekte Verschmelzung von Jäger und Gejagtem, von Frage und Antwort.

Fontanas Wohnung empfing ihn mit einer anders klingenden Stille.

Er legte den gläsernen Stein auf den Küchentisch, ein Stück gefrorener Lagune. Daneben das schwarze, lederne Buch. Draußen, durch das gekippte Fenster, drang das ferne Rufen eines Gondoliere und das sanfte Klatschen von Wasser gegen Mauern. Er zündete keine Lampe an. Das Mondlicht, das hereinfiel, reichte. Es war das Licht der Insel der Toten, das Licht des Hofes im Dogenpalast. Er öffnete das Buch. Seine Finger spürten die Prägung auf dem Leder. Die Seiten waren mit einer klaren, energischen, weiblichen Handschrift bedeckt. Keine Aktennotizen. Keine Beweisführung. Es waren Betrachtungen. Meditationen. *Canal Grande, ein Spiegel, der die Seele der Stadt bricht und neu zusammensetzt, jedes Mal anders*, las er. *Die Rialtobrücke ist keine Verbindung zwischen zwei Ufern. Sie ist der Pulsmesser, auf dem der Finger der Stadt liegt*. Die Stimme in den Zeilen war sicher, poetisch, melancholisch. Silvana Delicato. Cronista di Venezia. Eine Chronistin, keine Ermittlerin. Eine Scrittore.

Er blatterte weiter gefangen von der anderen Stimme im Buch.

Er blätterte weiter, gefangen von dieser anderen Stimme. Einträge über das La Fenice. *Meine Loge ist mein wahrer Studio Progetti Letterari. Hier, im Dunkel, während unten die Musik spielt, webe ich die Fäden. Die Charaktere treten auf, nicht vom Gang, sondern aus den Schatten der Logen.* Notizen zu Murano. *Das Glas birgt die Erinnerung an das Feuer, aus dem es kam. So wie die Stadt die Erinnerung an die Flut birgt, die sie schuf. Beides, Schönheit und Gefahr, sind im Kern eins.* Eine skizzierte Karte zog ihn in ihren Bann. Venedig. Murano. Ein Pfeil führte nach Rom. Ein anderer, zögerlicher, nach New Jersey. Und ein sorgfältig gezogener Kreis um ein nobles Gebäude am Canal Grande nahe der Rialtobrücke, beschriftet: Residenza Borsa. Kein Tatort. Ein Denkort. Ein Wohnsitz. Fontanas ganze Verfolgungsjagd, seine gespitzten Sinne, seine nächtliche Anspannung, sie verloren ihre scharfen, bedrohlichen Kanten. Sie zerflossen, lösten sich auf in etwas Weicheres, Größeres. Er hatte keine Spur verfolgt. Er war einer Erzählung gefolgt. Sein Bericht war schon geschrieben, bevor er seinen ersten Schritt getan hatte.

Fontana suchte die Residenza Borsa am naechsten Morgen auf.

Am nächsten Morgen suchte Fontana die Residenza Borsa auf. Es war ein schmaler, hoher Palast in der Nähe der Markthallen, seine gotische Fassade von der salzigen Luft gezeichnet, aber in gutem Zustand. Kein Plakat, kein Firmenschild. Nur eine schwere, dunkle Holztür mit einem schmiedeeisernen Klopfer. Er klopfte. Es dauerte einen Moment. Dann öffnete eine junge Frau, vielleicht dreißig, mit einem Bleistift, der ihr wie eine Haarspange aus dem dunklen Dutt ragte. Sie trug eine Brille und einen leichten Farbklecks an der Wange. Sie lächelte, nicht überrascht, sondern als erwarte sie ihn. Commissario Fontana, sagte sie. Ihre Stimme war ruhig. Sie hat für Sie eine Nachricht hinterlassen. Sie reichte ihm einen weißen Umschlag. Keine Adresse. Er öffnete ihn. Ein einfacher, cremefarbener Karton. Die Handschrift war die aus dem Buch. *Die Geschichte braucht keinen Abschluss, nur einen Anfang. Das Buch ist eine Tür, keine Lösung. Lesen Sie weiter. S.D.* Fontana blickte über die Schulter der Frau hinweg in den kühlen, hohen Flur. Er sah Regale bis zur Decke, einen großen, mit Papieren, Karten und Fotos übersäten Tisch, das diffuse, grünliche Licht, das vom Kanal hereindrang und an den Wänden tanzte. Ein Arbeitsplatz. Ein Studio. Ein Ort, an dem Projekte, letterari progetti, Gestalt annahmen. Er trat nicht ein. Er fühlte, dass dies der falsche Schritt gewesen wäre. Er nickte nur, steckte den Zettel sorgfältig zu dem Buch in seine Innentasche und wandte sich zum Gehen.

Fontana ging zur Rialtobruecke zurück und sah die Muster.

Fontana ging zur Rialtobrücke zurück. Die Menge wogte und drängte um ihn herum, ein ewiger, unpersönlicher Strom. Der Geruch von frischem Fisch, von süßem Jasmin und von schwitzenden Menschen war derselbe wie am ersten Tag. Doch etwas hatte sich fundamental verschoben. Er sah nicht mehr nach Verdacht, nach verräterischen Blicken, nach den winzigen Unebenheiten im Teppich des Alltags. Er sah die Muster selbst. Das majestätische Kommen und Gehen der Gezeiten in den Kanälen. Das Flüstern der Händler, das ein uraltes Lied war. Das Glitzern des Wassers, das jedes Bild auffing und verzerrte. Die Stadt war kein Puzzle mehr, das es mit logischem Scharfsinn zu lösen galt. Sie war ein lebendiger, atmender Text, den es Satz für Satz zu lesen, zu kosten, zu erfühlen galt. Stein für Stein, Brücke für Brücke. Sein Nacken kribbelte nicht mehr. Stattdessen spürte er eine tiefe, ruhige, wache Aufmerksamkeit. Der Fall Commissario Fontana war geschlossen, abgeheftet in den Archiven seines eigenen Geistes. Die Lektüre hingegen, die eigentliche, wahre Lektüre, hatte in diesem Moment gerade erst begonnen. Er steckte die Hände in die Taschen seines eigenen, alltäglichen Mantels und ging langsam weiter, ein Mann, der endlich verstanden hatte, welche Fragen wirklich zu stellen waren.

Venedigs Geschichten atmen in den Gassen und auf dem Wasser.

Die besten Geschichten Venedigs werden nicht in Büchern niedergeschrieben. Sie erklingen in den Gassen, werden atemlos geflüstert, vom Canal Grande widerspenstig reflektiert und vom Salz der Lagune konserviert. Sie enden immer mit einem Komma, nie mit einem Punkt, denn die Stadt fügt immer eine neue Zeile hinzu, einen neuen Schatten, einen neuen Stein. Fontana, der nun zum Leser geworden war, wusste das. Und manchmal, wenn die Dämmerung die Konturen weichzeichnet, geht er zur Brücke, nicht um zu jagen, sondern um zuzuhören. Um auf den nächsten Satz zu warten.


Mit herzlichen Grüßen aus den geheimnisvollen Gassen Venedigs,
dein Reisender durch dunkle Intrigen und fesselnde Geschichten.

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*Der geneigte Leser möge uns nachsehen, dass wir nicht erwähnen, welche Schauplätze, Kanäle und Gassen im Laufe der vielen nassen Venedig-Jahre, durch die Flut von Touristen und die stetige Erosion des Wassers der Adria, nur noch in der Erinnerung existieren und welche durch das romantische Auge des Autoren neu gezeichnet wurden.

Quellenangaben:
Inspiriert von der dramatischen Bootsfahrt durch die Lagunenstadt zu den Glasbläser von Murano.
Die Zeit: Donna Leon – Warum Venedig für sie gestorben ist
Der Spiegel: Donna Leon über ihre Romane, Venedig ist eine Leiche geworden
Süddeutsche Zeitung: Ein Denkmal für Venedig
Frankfurter Allgemeine Zeitung: Donna Leons Abschied vom Kommissar
ARD Mediathek: Donna Leon - Venedig und ich
Wikipedia – Die freie Enzyklopädie

Cronista di Venezia Silvana Delicato in Venedig
Rialtobruecke Venedig
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Noch im Herbst, wie wart ihr schön, Blumen über den Ruinen, wenn in lichten Ätherhöh'n früh der erste Stern erschienen! O wie gerne stundenlang weilt' ich bei den Tempelhügeln, bis auf dunklen Adlerflügeln sich die Nacht herniederschwang. Da geschieht plötzlich ein donnerähnlicher Krach. Als der Unvorsichtige aus seiner Ohnmacht erwachte, lag er draußen am Berge auf einem Feldrande. Das Männlein geht voran, furchtlos folgt der Postknecht. Doch, o weh! Beide treten ein. Ein weiter und hellerleuchteter Gang liegt vor ihnen. Der Gang endet in einem hohen und weiten Gewölbe. Es werde sein Glück sein. Der staunende Postknecht erhält nun die Weisung, nur zuzugreifen. Nun fuhr er in das Dorf hinein, wo man ihn längst erwartet hatte. Das tut dieser auch und füllet mit Goldstücken und Edelsteinen seine Taschen. Am andern Morgen findet er in seinen Taschen anstatt der Edelsteine und Goldstücke Lehmklumpen und kleine Feldsteine. Das geschah am 13. Februar 1717. Seinem Bau gab er den Namen Sonnenglanz. Doch den Bergbau stellte Seidel auch wieder ein, nachdem er statt Gold und Silber ein heilkräftiges Wasser in den alten Stollen entdeckte. In den Jahren 1716 und 1717 unterzog der damalige Bürgermeister der Stadt Radeberg, namens Seidel, die verfallenen Stollen und Gänge im Tannengrunde einer genauen Untersuchung. Ja, er fing an, nachdem er vom Bergamte zu Glashütte die Erlaubnis erhalten hatte, die eingezogenen Bergwerke wieder in Betrieb zu setzen. Man fand bei dieser Gelegenheit allerhand Bergmannsgerätschaften in großer Menge. Der Tourist, welcher durch den romantischen Tannengrund wandert, denkt wohl kaum daran, daß hier einstmals an den Talwänden lebhafter Bergbau getrieben worden ist. Im Jahre 1553 wurde eine Schmelzhütte im Tannengrunde errichtet, von der man noch im Anfange des 19. Jahrhunderts Überreste aufgefunden hat. Daneben befand sich eingefallenes Ziegelgemäuer, ferner entdeckte man die Grundmauern von alten Feuerherden und Oefen, auch eine ansehnliche Halde von Schlacken und gerösteten Erzen, weshalb man annahm, und das wohl auch mit Recht, daß im Tannengrunde eine sogenannte Vitriolhütte gestanden habe. […]
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Ein sanftes Flüstern vergangener Zeiten streicht durch die malerischen Wege von Ribnitz-Damgarten, eine Stadt, deren Geschichte so reich ist wie die Farben des Sonnenuntergangs über der Recknitz. Betreten Sie ein faszinierendes Kapitel deutscher Geschichte, das seine Wurzeln zwischen den Eichen von Damgarten und den Fischerbooten von Rybanis hat. Die Reise beginnt in der Nachkriegszeit. Ein vergessener Flugplatz wird zur Bühne sowjetischer Präsenz, während die Gemeinden Ribnitz und Damgarten sich zu einer Doppelstadt vereinen. Doch das ist erst der Anfang. Schlendern Sie durch die liebevoll restaurierten Straßen der Altstädte von Ribnitz und Damgarten, wo Fachwerkhäuser Geschichten vergangener Jahrhunderten erzählen. Das Klarissenkloster, einst Schutzort, birgt heute das Deutsche Bernsteinmuseum, dessen Geheimnisse Sie tief in die Geschichte des kostbaren Harzes führen. In Damgarten erwarten Sie historische Juwelen, von der Kirche St. Bartholomäus bis zur beeindruckenden Bernsteinmanufaktur. Fachwerkhäuser erzählen ihre eigene Geschichte, während das Technikmuseum Pütnitz Sie in die faszinierende Welt der Technik entführt. Doch Ribnitz-Damgarten ist nicht nur die Stadt der Steine und des Fachwerks, sondern auch eine Stadt der Menschen. Begegnen Sie Persönlichkeiten wie dem Buchautor Klaus Behling, dem Pädagogen Hermann Bendix und dem DDR-Politiker Egon Krenz, die ihre Spuren in dieser einzigartigen Region hinterlassen haben. Die Entdeckungsreise führt weiter nach Zingst, einem pommerschen Fischerdorf, das als Seebad mit Charme und naturnahem Flair begeistert. Lassen Sie sich verführen von sandigen Stränden, erfrischendem Badevergnügen und den vielfältigen Freizeitmöglichkeiten in einer idyllischen Strandkulisse. Doch die wahre Abenteuerlust startet auf dem Weg nach Zingst. Die Überfahrt über den Barther Bodden, der Duft der salzigen Meeresluft, und dann die Perle am Boddenufer – ein malerisches Seebad, das mit jedem Wellenschlag und jedem Promenadesteg seinen Zauber offenbart. Während Sie sich in die Geschichte Ribnitz-Damgartens vertiefen, wirft der Leser einen neugierigen Blick auf ein mysteriöses Update von 1994. Ein Flugplatz, das sowjetisches Erbe und die Fusion zweier Städte. Ein Sprung in die Vergangenheit, der die Faszination dieser Region weiter entfacht. Tauchen Sie ein in den Zauber von Ribnitz-Damgarten und Zingst, wo Geschichte lebendig wird und Abenteuer darauf warten, von Ihnen erkundet zu werden. Der Schlüssel zu diesen Geheimnissen liegt zwischen den Eichen, den Fischerbooten und den sandigen Stränden. Faszination pur erwartet Sie in Ribnitz-Damgarten, wo die Vergangenheit auf unvergleichliche Weise mit der Gegenwart verschmilzt. […]
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Ziel unseres kurzen Spaziergangs von der S-Bahn-Station Dresden Klotzsche ist der Priesnitz-Wasserfall in der westlichen Dresdener Heidekrautlandschaft. Man sollte die Erwartungen absolut nicht zu hoch anziehen, wenn man Wasserfälle in der sächsischen Schweiz oder gar den alpinen Gebirge persönlich kennt. Gleichwohl ist der eher kleine Katarakt mit kärglicher Fallhöhe liebreizend anzusehen. Die Wege sind fein ausgeschildert, dass man schon nach wenigen Minuten am Priesnitz-Wasserfall eingetroffen ist. Von da resultieren einige Stufen nach oben zur Ludens Ruh, einer gefühlvoll liegenden Wanderhütte, an der man mit sämtlicher Muße rasten kann. Unglücklicherweise wird hier wenig Rücksichtnahme auf die Umwelt genommen, so dass aus dem Hausfenster geworfener Müll, nunmehr nach der Hütte verfault. Einen Weg nach wie vor entlang der Priesnitz ist das Plätschern des Rinnsals ständiger Wegbegleiter bis zur Melzerquelle. Von da weiter, vorbei am Kletterwald Dresdener Heide die gelbgepunktete Markierung an der Priesnitz entlang. Es ist bereits ein unvergessliches Gefühl bei ca. 0 Grad draußen herum zu baden, bis zum Hals ist es ansehnlich warm wie auch auf den Kopf schneien die geilen Schneeflocken. Unter zwei kurzen Wasserfällen ist es möglich auch seinen Die Birne erwärmen zu können. Wie an ebenso wie für sich hoffte ich jedes Mal, dass mehr lag, als erforderlich war. Es gibt noch ein Therapiebecken sowie ein Swimming-Pool für Kranke des Gebäudes. Die Eigentümlichkeit der Disposition stellt ein Außenbecken mit 32 Grad Wassertemperatur, welches jeder anhand eine Schiffshebewerks findet. Eine Sauna zählt ebenfalls zu dieser Badelandschaft, muss aber gesondert getilgt werden. Aber konnte das tatsächlich nur an dem Tau befinden? Über ein Jahr nahm sich der Gebieter eine weitere Gespons. Pudel zog als triumphaler Sieger wenige Tage später in Berlin ein. […]
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Als ich aus meiner Stammtaberne mich gestern fortgemacht, hing in die spöttisch stille Gartennacht der Mond herab gleich einer leuchtenden Papierlaterne. Mit einem Sichelschwert, krumm wie die Hülse der Luzerne, hat ungehört die Nacht unter dem Rasen einen Schnitt gemacht und läßt die Erde stürzen in die sammetschwarze Ferne; und singend hält sie in den weichen Händen dies Rund von wulstigen Schattenwänden, in dem ich wie von einer tönereichen Schale getragen viele tausend tausend Male an Die drei Reiter gedacht, in dieser braunen spöttisch stillen Gartennacht. Ich konnte nicht umhin, diesen rührenden Zug von frommer Naivetät hier einzuflechten, und ergreife wieder den Faden meiner Geständnisse, die alle auf den geistigen Prozeß Bezug haben, den ich später durchmachen mußte. Aus den frühesten Anfängen erklären sich die spätesten Erscheinungen. Es ist gewiß bedeutsam, daß mir bereits in meinem dreizehnten Lebensjahr alle Systeme der freien Denker vorgetragen wurden, und zwar durch einen ehrwürdigen Geistlichen, der seine sazerdotalen Amtspflichten nicht im geringsten vernachlässigte, so daß ich hier frühe sah, wie ohne Heuchelei Religion und Zweifel ruhig nebeneinandergingen, woraus nicht bloß in mir der Unglauben, sondern auch die toleranteste Gleichgültigkeit entstand. Im ganzen ist der Verkehr mit den Musen Vorzuziehen dem mit Spiritussen, Wenn man, wie sichs am Rand versteht, Dabei nicht gleich bis zum Laster geht. Das wußte Karl Arnold. Er trieb es mit Maßen Und scherzte blos mit den himmlischen Basen! Griff sie, wo sie weich sind, nahm sie aufs Knie, Aber Débauchen beging er nie. Doch eins, ja, das: Er hatte ne Neigung Zu nicht immer ganz sänftlicher Liebesbezeigung, Zerknüllte gerne Röckchen sowohl wie Frisur, Kurz, er machte den Musen handgreiflich die Cour. […]
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Die Glocke läutet, doch es ist kein gewöhnlicher Schulgong - es klingt wie das Lachen eines vergessenen Gottes. Die Flure dieser Schule sind nicht aus Stein, sondern aus erstarrter Zeit. Hier hängt der Geruch von Angst und altem Papier in der Luft, vermischt mit dem süßlichen Duft zerbröckelnder Kreide. Die Schüler bewegen sich wie Schatten, ihre Augen leer, während sie winzige, schillernde Wissensstückchen in blechernen Schatullen horten. Doch etwas ist zutiefst falsch: Je mehr Stückchen sie sammeln, desto schneller zerrinnt die Zeit zwischen ihren Fingern. Die Lehrer beobachten das Spektakel von einer erhöhten Bühne aus, ihre Gesichter zu starren Masken erstarrt. "Lasst die Lektion beginnen", flüstern sie - doch ihre Worte sind keine Anleitung zum Lernen, sondern ein Urteil. Minuten schrumpfen zu Sekunden, Stunden zu flüchtigen Augenblicken. Die Uhren an den Wänden drehen sich wie besessen, während die Schüler verzweifelt versuchen, die fliehende Zeit mit bloßen Händen zu greifen. Dann, ohne Vorwarnung, erstarrt die Welt. Die Luft wird dick wie Sirup. Kein Atem, kein Herzschlag, nicht einmal das Rascheln eines Blatt Papiers. In dieser erstickenden Stille fällt etwas zu Boden - ein kleines, unscheinbares Stück Seife. Es duftet nach Zitrone und etwas, das niemand mehr kennt: nach Freiheit. Plötzlich beginnt die Seife zu schäumen. Winzige Blasen steigen auf, jede eine perfekte Kugel, in der sich das Licht bricht. Eine Blase platzt gegen die Wange eines Schülers - und zum ersten Mal seit Jahren blinzelt er. Verwirrt. Lebendig. Irgendwo im Gebäude beginnt eine Tür zu knarren. Die Blasen vermehren sich jetzt, tanzen durch die erstarrten Klassenzimmer, hinterlassen feuchte Spuren auf staubigen Tischen. Wo sie platzen, bleiben Worte zurück: "Denkt", "Fragt", "Wagt". Die Lehrer versuchen, sie wegzuwischen, doch die Buchstaben brennen sich in ihre Handflächen. Dann hört man es, ein leises, kratziges Geräusch. Irgendjemand hat angefangen, an der Wand zu schreiben. Mit einem Stück Seife. […]
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Wien präsentiert sich dem flüchtigen Blick als festliche Partitur aus barocker Pracht und walzerseliger Melancholie. Doch unter dieser wohlkomponierten Oberfläche pulsiert ein anderes, widerspenstiges Wien. Es ist eine Stadt aus zweiter Hand, ein faszinierendes Palimpsest, auf dem jede Epoche versucht hat, die Spuren der vorherigen zu überschreiben. Dort, im Schatten der kaiserlichen Paläste, verläuft ein unsichtbarer Pfad. Er folgt keinem Reiseführer, sondern einer Handschrift aus Stahl, Granit und revolutionärer Absicht. Wer ihn betritt, begibt sich nicht auf einen touristischen Spaziergang, sondern auf eine Detektivreise in das verborgene Nervensystem der Metropole. Die entscheidenden Hinweise liegen nicht in Archivdokumenten, sondern im Gefüge eines Mauerwerks, im kalten Glanz einer Aluminiumniete, im gnadenlosen Fall des Lichts in einer Halle, die nichts zu verbergen beansprucht. Es ist die Suche nach dem Geist eines Mannes, der die gesamte Lüge seiner Zeit beim Namen nannte und eine neue, unbequeme Wahrheit aus dem Boden stampfen wollte. Diese Reise führt in den urbanen Untergrund, zu Orten des Transits und der anonymen Begegnung, wo Architektur zur demokratischen Geste wird. Sie führt in tempelgleiche Hallen, die dem heiligen Ernst des Geldes gewidmet sind, und auf abgelegene Hügel, wo die Form selbst zur Therapie wird. Der Suchende steht plötzlich auf Brücken zwischen den Welten, buchstäblich und im Geiste, und spürt den kalten Wind der Gegenwart, der die alten Debatten um Fortschritt und Bewahrung unvermindert weiter treibt. Was beginnt als ästhetische Spurensuche, wird unversehens zu einer existenziellen Befragung: Wie viel Revolution verträgt das Erbe? Wie viel Wahrheit erträgt unser Auge? Und was bleibt von einem Traum, der nur zur Hälfte geträumt wurde? Die Stadt gibt ihre Antworten nicht laut. Sie sind eingraviert in die Fassaden, eingelassen in den Boden, versteckt in der alltäglichen Nutzung von Türgriffen und Geländern. Am Ende steht man an der Nahtstelle zwischen dem Glanz der Vergangenheit und der nüchternen Klarheit einer verhinderten Zukunft. Man lauscht. Und vielleicht, nur vielleicht, hört man im Rauschen des Flusses und im Echo der Schritte den leisen, unvollendeten Satz, den ein Visionär vor langer Zeit begann und den die Stadt bis heute weiterschreibt. Wirst du ihn zu Ende denken können? […]
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Wien präsentiert sich dem flüchtigen Blick als festliche Partitur aus barocker Pracht und walzerseliger Melancholie. Doch unter dieser wohlkomponierten Oberfläche pulsiert ein anderes, widerspenstiges Wien. Es ist eine Stadt aus zweiter Hand, ein faszinierendes Palimpsest, auf dem jede Epoche versucht hat, die Spuren der vorherigen zu überschreiben. Dort, im Schatten der kaiserlichen Paläste, verläuft ein unsichtbarer Pfad. Er folgt keinem Reiseführer, sondern einer Handschrift aus Stahl, Granit und revolutionärer Absicht. Wer ihn betritt, begibt sich nicht auf einen touristischen Spaziergang, sondern auf eine Detektivreise in das verborgene Nervensystem der Metropole. Die entscheidenden Hinweise liegen nicht in Archivdokumenten, sondern im Gefüge eines Mauerwerks, im kalten Glanz einer Aluminiumniete, im gnadenlosen Fall des Lichts in einer Halle, die nichts zu verbergen beansprucht. Es ist die Suche nach dem Geist eines Mannes, der die gesamte Lüge seiner Zeit beim Namen nannte und eine neue, unbequeme Wahrheit aus dem Boden stampfen wollte. Diese Reise führt in den urbanen Untergrund, zu Orten des Transits und der anonymen Begegnung, wo Architektur zur demokratischen Geste wird. Sie führt in tempelgleiche Hallen, die dem heiligen Ernst des Geldes gewidmet sind, und auf abgelegene Hügel, wo die Form selbst zur Therapie wird. Der Suchende steht plötzlich auf Brücken zwischen den Welten, buchstäblich und im Geiste, und spürt den kalten Wind der Gegenwart, der die alten Debatten um Fortschritt und Bewahrung unvermindert weiter treibt. Was beginnt als ästhetische Spurensuche, wird unversehens zu einer existenziellen Befragung: Wie viel Revolution verträgt das Erbe? Wie viel Wahrheit erträgt unser Auge? Und was bleibt von einem Traum, der nur zur Hälfte geträumt wurde? Die Stadt gibt ihre Antworten nicht laut. Sie sind eingraviert in die Fassaden, eingelassen in den Boden, versteckt in der alltäglichen Nutzung von Türgriffen und Geländern. Am Ende steht man an der Nahtstelle zwischen dem Glanz der Vergangenheit und der nüchternen Klarheit einer verhinderten Zukunft. Man lauscht. Und vielleicht, nur vielleicht, hört man im Rauschen des Flusses und im Echo der Schritte den leisen, unvollendeten Satz, den ein Visionär vor langer Zeit begann und den die Stadt bis heute weiterschreibt. Wirst du ihn zu Ende denken können? […]
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Was der Dichter mit splitternden Hieben begonnen, Hat schließlich das Ansehn von Schnitzwerk gewonnen. Ebenso viel Raum in der Diskussion um den Karneval nimmt die Frage nach vorchristlichen Ursprüngen und Einflüssen ein, angefangen von Festen der Saturnalien bis hin zu Kelten und Germanen. Die harte Kontur kriegt weicheren Schwung. Komm her, und sprich ein einzig Wort, ein Wort, so kinderleicht zu sagen. Komm her, und geh nicht wieder fort; du brauchst vor mir ja nicht zu zagen. Ich warte schon so lange dein; o laß es nicht vergeblich sein! Der Witz wird schal, der Humor wird klosig. Du sprachst als Kind dies liebe Wort so oft und gern, wenn du gelitten; es ward gehört am rechten Ort: Das Vaterherz ließ sich erbitten. wie ist dies Wort so klein, so klein, und doch kann keines größer sein. Es geht nur, wie es im Leben geht: Nun bist du längst das Kind nicht mehr, das du einst warst in jenen Tagen, und wie so lang ist der nicht mehr, dem du dein Leiden durftest klagen. Er ging; doch trat ich für ihn ein; die Liebe kann nicht sterblich sein. Drum sprich dies Wort nun auch zu mir; es kann dir doch so schwer nicht fallen. O, hörtest du's im Himmel hier von aller Sel'gen Mund erschallen! Sprich Vater, nur dies Wort allein, und ich will dir es ewig sein! Beschere Gott jedem solche Fortsetzung! Da drinnen lag ein Mann an Händen und Füßen geknebelt auf dem Boden, zwei andre standen vor ihm, der eine mit einer kleinen Laterne, der andre mit einer Pistole in der Hand. Der mit der Pistole zielte nach dem Kopf von dem am Boden und sagte wieder und wieder: Bald darauf kam meine Herrin Herrin ins Zimmer; als sie mich voll Blut sah, lief sie herbei und nahm mich auf die Hand. […]
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