Lido di Jesolo eine Adria-Perle für die ganze Familie.

Der erste Atemzug war ein Versprechen aus Salz und fremdem Leben.

Salz. Das war mein erster Gedanke, als die Bustür aufging. Salz, Hitze und ein vielstimmiges Dröhnen, das mich umfing wie eine unsichtbare Welle. Ich trat hinaus, und in diesem Moment wusste ich, dass nichts so sein würde, wie ich es mir auf der Landkarte ausgemalt hatte. Die wahre Reise begann nicht am Ziel, sondern hier, in diesem ersten, überwältigenden Atemzug.

In einer schattigen Gasse fand ich die stille Bildhauerin von Jesolo.

Die Hauptstraße von Lido di Jesolo war ein einziger Strom aus Beinen, Stimmen und knallenden Farben. Ich floh. Eine schmale Gasse zog mich an, ein stiller Seitenarm in diesem schäumenden Fluss. Der Lärm wurde zu einem fernen Summen, die Luft roch plötzlich nach feuchtem Stein und reifen Tomaten. Im Schatten einer weinbewachsenen Hauswand saß sie. Ihre Hände bewegten sich mit der ruhigen Mechanik eines Metronoms. Eine Aubergine nach der anderen gab unter ihrem kurzen Messer die glänzende, violette Haut preis. Die Sonnenflecken auf ihrem Kleid, die tiefen Furchen um ihre Augen, die Art, wie ihr Blick auf die Arbeit und nicht auf die Welt gerichtet war – sie war ein Fels. Der Tourismus donnerte nur wenige Meter entfernt vorbei, eine Sintflut aus Badehandtüchern und Sonnencreme. Sie blieb unberührt, versunken in einem Rhythmus, der älter war als alle Hotels an der Küste der Adria. Ich blieb stehen, ein Eindringling in ihrer Privatsphäre. Sie sah auf, nicht auf mich, sondern durch mich hindurch, und nickte einmal. Dann wandten sich ihre Hände wieder der nächsten Frucht zu. Ich ging weiter, leiser.

Die Flaniermeile verwandelte sich in einen unendlichen Tanz der Spiegel.

Mit Einbruch der Dämmerung erwachte die Flaniermeile zu ihrem zweiten Leben. Der Asphalt strahlte die gespeicherte Tageshitze zurück, ein sanfter, durchdringender Puls. In den spiegelnden Schaufenstern vervielfältigten sich die Gesichter. Ein Mann mit einem Eis in der Hand wurde zu einer Armee von Männern mit Eis. Der Duft war eine unsichtbare Hand, die mich zog: scharfes Öl aus einer Pizzeria, der metallische Rauch von gegrillten Sardinen, die süße Wolke eines Gelaterias. Ein Kellner balancierte drei überquellende Teller und rief seiner Kollegin etwas zu, eine Melodie aus Vokalen, die ich nicht verstand. Ich setzte mich an einen kleinen Tisch am Rand des Gewühls. Mein Espresso kam, schwarz und mit einer dunklen Crema. Ich trank ihn in einem Zug. Die Bitterkeit war eine Klarstellung, ein Anker in diesem Meer aus Sinneseindrücken. Dort eine Familie, die Eltern still, die Kinder mit Schokolade um den Mund. Da ein Pärchen, dessen Hände sich unter dem Tisch suchten. Jedes Schaufenster war eine Bühne, und jeder Passant ein Zuschauer seiner selbst.

Das Boot nach Venedig fuhr durch eine unsichtbare Pforte der Zeit.

Das Boot nach Venedig schnitt durch das stille, graugrüne Wasser der Lagune. Die Welt reduzierte sich auf das Motorengrummeln, den salzigen Wind und eine grenzenlose Horizontlinie. Dann tauchten sie auf, zuerst wie Trugbilder: Türme, Kuppeln, zerfranste Silhouetten. Sie wuchsen nicht aus der Erde, sie schwebten auf dem Wasser. Die Luft verwandelte sich. Jetzt roch sie nach moderndem Holz, nach Schlick und nach einer sehr alten Steindämmerung. Das Boot legte mit einem dumpfen Stoß an der Riva degli Schiavoni an. Das Chaos war perfekt. Gondeln schaukelten, Lastkähne stöhnten, Stimmen überschnitten sich in einem Crescendo aus Geschäftigkeit. Ich stieg aus. Der Boden unter meinen Füßen fühlte sich fest und doch trügerisch an. Ich hatte nicht einen Ort, sondern eine Epoche betreten. Jeder Schritt von der Anlegestelle weg führte mich tiefer in ein Labyrinth aus Zeit.

Der Campanile war ein steinerner Riese der über unsere Winzigkeit wachte.

Er überragte alles. Der Campanile di San Marco stand da, als habe jemand einen riesigen, rostroten Ziegel in den Himmel gesteckt. Von seinem Fuß aus betrachtet, verschwanden die Menschenmassen des Markusplatzes in seiner monumentalen Schwere. Ich stellte mir den Blick von oben vor. Die Touristen würden wie bunte Staubkörner wirken, die Gondeln wie schwimmende Blätter. Er war mehr als ein Turm. Er war ein Leuchtfeuer, ein Uhrenturm, ein stummer Chronist. Ein älterer Herr neben mir, mit einem Strohhut und einem schmalen Hund an der Leine, folgte meinem Blick hinauf. Er murmelte etwas auf Italienisch, dann auf gebrochenem Deutsch: "El paron de casa. Der Herr des Hauses. Fiel einmal in sich zusammen, wissen Sie? 1902. Ein großer Schmerz für die Stadt. Aber er steht wieder." Er tätschelte seinem Hund den Kopf und schlenderte weiter. Der Turm stand. Er wachte.

Der Dogenpalast und der Markusdom führten ein stummes Duell der Macht.

Der Dogenpalast war eine Illusion aus Rosa und Weiß. Seine filigrane Fassade aus Marmor wirkte leicht, fast luftig, eine Spitzenarbeit in Stein. Doch dahinter lauerten die Säle der Macht, der Intrigen, der Urteile. Direkt daneben, untrennbar verbunden, thronte der Markusdom. Seine goldenen Mosaike fingen die Nachmittagssonne ein und warfen funkelnde Flecken auf den Platz. Byzantinische Prunk suchte den Dialog mit venezianischer Staatsraison. Hier war die Botschaft in Stein gemeißelt: Glaube und Macht gingen Hand in Hand, sie stützten sich, sie verschmolzen. Ein Polizist in eleganter Uniform pfiff scharf, um eine Touristengruppe von der Fahrbahn einer Seitenstraße zu scheuchen. Der moderne Staat überwachte das antike Bündnis. Ich trat in den kühlen, dämmerigen Dom. Der Geruch von Weihrauch und kalten Steinen schlug mir entgegen. Das Flüstern der Besucher wurde zu einem einzigen, resonierenden Gemurmel, das Gebet der Menge.

Der Morgenstrand war ein vollkommenes Stillleben aus Holz Salz und leerem Himmel.

Am nächsten Morgen war der Strand von Jesolo ein völlig anderer Ort. Die kilometerlange, goldene Kurve lag verlassen da, bis auf die Spuren der Möwen und das feine Muster der zurückweichenden Wellen. Ich zog meine Schuhe aus. Der Sand war kühl und weich, er gab nach und formte sich meinen Fußsohlen genau an. Die Luft roch rein, nach Meer und nichts anderem. Die akkuraten Reihen der Liegestühle standen da wie eine Armee in Bereitschaft, ihre blauen und weißen Planen flatterten leise im Morgenwind. In der Ferne, wo das Wasser der Adria in einem silbernen Band mit dem Himmel verschmolz, zog ein einsames Fischerboot seine Bahn. Hier gab es kein Dolce Vita aus der Broschüre. Hier war nur das einfache, atemlose Glück der Leere. Ich lief, bis meine Beine schwer wurden und mein Herz im Rhythmus der Brandung schlug.

In Aqualandia lernte ich das Gesetz der Schwerkraft auf eine demütigende Art kennen.

Aqualandia war der lärmende Gegenentwurf zur Morgenstille. Ein Kathedrale aus Plastikrutsche und schreienden Kindern. Ich stand oben, ganz oben auf der SuperRutsche. Der Wind pfiff mir um die Ohren. Das Becken unten sah aus wie eine kleine, blaue Münze. Der junge Mann hinter mir stieß mich an. Alles klar? Ich nickte, ein viel zu hastiges Nicken. Dann war der Boden weg. Die Welt verwandelte sich in einen blauen Strudel, in Geschwindigkeit, in einen erstickenden Schrei in meiner eigenen Brust. Der Aufprall war ein kaltes, hartes Ende. Wasser schoss mir in Nase und Ohren. Ich taumelte, versuchte Halt zu finden. Und spürte es sofort. Eine ungewohnte Leichtigkeit, eine strömende Freiheit dort, wo sie nicht hingehörte. Meine Badehose war weg. Panik, eiskalt und absolut, überlagerte alle anderen Sinne. Ich tauchte, blind fummelt ich im chlorverseuchten Chaos des Auffangbeckens. Meine Hände griffen ins Leere, dann nach Seilen, dann nach einem fremden Bein. Entschuldigung! Endlich, ein Stück Stoff. Ich zerrte, brach wieder auf, keuchte an die Oberfläche. Und sah in die Gesichter. Ein Ring von Kindern am Beckenrand, Augen groß wie Teller, Mütter zu einem stummen O geöffnet. Dann brach das Gelächter los. Es war kein höhnisches Lachen. Es war das reine, helle, unbändige Gelächter der Entdeckung. Einer von ihnen zeigte mit einem fetten Finger auf mich. Ich sah auf mich herab, an mir hinunter zu dem zerknitterten, blauen Nylon in meiner Faust. Und ich begann, widerstandslos und von Grund auf, mitzulachen.

Auf dem Jolly Roger wurden wir alle zu Kapitänen unserer eigenen Fantasie.

Der Jolly Roger war ein aus der Zeit gefallenes Ungetüm aus Holz, schwarzen Segeln und einer übertrieben grinsenden Totenkopfflagge. Die Crew bestand aus jungen Männern und Frauen mit Augenringen und schauspielerischer Ambition. Sie brüllten Seeräuberjargon, humpelten auf Holzbeinen und boten den Kindern an Bord unermessliche Schätze aus Schokoladentalern. Dann erschienen die Feinde. Zwei andere Ausflugsboote, voll mit Touristen wie wir. Unsere Kapitänin hob ihr Holzschwert. Feuer frei! Ein Dutzend Wasserkanonen erwachten zum Leben. Kinder schrien vor Vergnügen, zielten, trafen und wurden nass. Neben mir kniete ein Vater, seine kleine Tochter fest vor sich gepflanzt. Er nahm ihre Hände, legte sie mit seinen eigenen um den Griff der Kanone. Gemeinsam drückten sie ab. Der Wasserstrahl traf einen Mann auf dem anderen Boot mitten ins Hemd. Das Mädchen jubelte. Der Vater strahlte. In diesem Moment, mit nassen Haaren und einem Gesicht voller triumphierender Unschuld, war er kein Büroangestellter mehr. Er war ein Pirat. Die Adria war nicht länger ein Gewässer, sie war ein grenzenloses Abenteuer.

Das Nachtleben in Jesolo war eine große und vielstimmige Symphonie der Dämmerung.

Der Tag zog sich mit den letzten Sonnenstrahlen vom Strand zurück. Jesolo zog ein neues Kleid an. Lichterketten blitzten in den Bäumen der Promenade auf, die Schaufenster verwandelten sich in leuchtende Aquarien. Das Rauschen der Wellen wurde von einem anderen Grundrauschen übertönt: dem Summen von Gesprächen, dem Klirren von Geschirr, den ersten Akkorden einer Gitarre aus einer offenen Bar. Ich fand einen Platz im Halbdunkel einer Seitengasse. Von hier aus konnte ich den Strom beobachten, ohne Teil davon zu sein. Eine Kellnerin brachte mir einen Aperol Spritz, orange und frivol in der Dämmerung. Der Duft von bratendem Knoblauch und Basilikum zog vorbei. Eine Gruppe junger Leute lachte laut, ein Lachen, das nach Freiheit und Sommer klang. Die Musik wechselte zu einem langsamen Jazzstück. Die Nacht in Jesolo war keine Pause. Sie war die zweite Aufführung des Tages, lebhafter, erwachsener, von einer süßen Erwartung erfüllt.

Die alten Männer auf den Bänken waren die lebendigen Kartographen der Zeit.

Sie saßen auf grünen Metallbänken unter knorrigen Pinien, die alten Männer von Jesolo. Ihre Hände, mit dunklen Flecken und hervorstehenden Adern, ruhten auf ihren Knien oder fuchtelten in der Luft, wenn eine Diskussion hitzig wurde. Sie waren die lebendigen Archive des Ortes. Ihre Blicke, milchig und scharf zugleich, überblickten die Strandpromenade und sahen Dinge, die ich nicht sah: den leeren Strand ihrer Jugend, die ersten, scheuen Hotelbauten, die schwindelerregende Explosion des Fremdenverkehrs. Eine Trattoria, abseits der Hauptwege, trug noch den Namen der Familie über der Tür. Das Menü war handgeschrieben. Die Nudeln schmeckten nach Weizen und geduldiger Handarbeit, nicht nach industrieller Effizienz. Diese Jesolo war eine zweite, leise Stadt, die unter der lauten Oberfläche weiter existierte, beharrlich wie das Meer.

Ich folgte dem leisen Echo von Equilium unter den Straßen des modernen Jesolo.

Der Unterschied zu den vibrierenden Plätzen am Strand konnte nicht größer sein. Jesolo Paese, das eigentliche Stadtzentrum im Landesinneren, atmete die ruhige Gelassenheit eines Ortes, der sein Tempo selbst bestimmt. Hier gab es keinen Geruch nach Sonnencreme, sondern nach frisch gebrühtem Kaffee aus der Bar an der Ecke und nach feuchter Erde aus den Vorgärten. Mein Ziel war das Ende der Via Tiepolo, wo die Antiche Mura, die alten Mauern, liegen sollten. Die Wegbeschreibung war simpel, doch das Ziel selbst schien ein gut gehütetes Geheimnis zu sein. Ich fand sie nicht als spektakuläre Ausgrabungsstätte, sondern als eine stille, von niedrigen Zäunen geschützte Insel in einem Wohnviertel. Hier lag das Herz des mittelalterlichen Jesolum, oder wie die Römer es nannten: Equilium, der „Ort der Pferde“. Ich stellte mir die Insel vor, wie sie einst war, umspült von den Kanälen der Lagune, ein wichtiger Haltepunkt auf der Wasserroute zwischen Ravenna und Aquileia. Archäologen der Universität Venedig hatten hier erst vor wenigen Jahren die Überreste einer spätrömischen Mansio freigelegt – eine Art Hotel oder Herberge für Reisende und kaiserliche Beamte. In meiner Vorrichtung sah ich die erschöpften Händler, wie sie von ihren Booten stiegen, um in den kleinen, aneinandergereihten Zimmern mit eigenen Feuerstellen zu übernachten.

Die Sprache der Steine

Doch die Mauern, die ich nun betrachtete, waren jünger. Sie waren das steinerne Fundament der Kathedrale Santa Maria Assunta, die einst so prächtig war, dass sie im gesamten Veneto nur vom Markusdom in Venedig übertroffen wurde. Es war schwer zu fassen. An diesem bescheidenen Ort, zwischen modernen Wohnhäusern und geparkten Autos, hatte eine Kathedrale von solcher Bedeutung gestanden. Der Legende nach wurde ihre Zerstörung Attila, dem König der Hunnen, zugeschrieben. Die Geschichte war jedoch nüchterner: Eine verheerende Abfolge von Überschwemmungen und einem Seebeben im Jahr 1110 machte das Leben hier zunehmend unmöglich. Der Fluss Piave verlegte sein Bett und schnitt der Stadt die Lebensader ab. Die Lagune verlandete, die Menschen zogen fort, und der Bischofssitz wurde nach Venedig verlegt. Die Natur hatte die Stadt zurückerobert, lange bevor der Tourismus sie neu erfand. Ein älterer Mann, der seinen Hund ausführte, blieb neben mir stehen. „Cercava il museo?“, fragte er. Suchte ich das Museum? Er zeigte auf einen schlichten Bau in der Nähe, den lokalen Infopoint. Dort, erklärte er, seien die kleinen Funde ausgestellt: Bruchstücke von Mosaiken, die einst den Fußboden der Basilika schmückten, und Keramikscherben. Die eigentlichen Schätze aber, die steinernen Zeugen, lägen hier unter freiem Himmel. Er erzählte von der nahegelegenen Basilika San Mauro, deren Ruinen erst vor wenigen Jahren wieder aus der dichten Vegetation befreit wurden. „Alles ist noch da“, sagte er mit einem Achselzucken. „Es liegt nur unter uns. Die moderne Stadt ist nur eine dünne Decke über der alten.“ Seine Worte hallten in mir nach, als ich mich auf den Weg zum Torre del Caligo machte, dem mittelalterlichen Wachturm am Ufer des Sile.

Der Wächter am Kanal

Der Weg dorthin führte mich aus dem Stadtzentrum hinaus, vorbei an Gärten und schmalen Kanälen. Der Turm erschien plötzlich zwischen Bäumen, ein solitärer, trutziger Bau aus Backstein, der sich gegen den hellen Himmel abzeichnete. Er diente der Republik Venedig als Wachposten gegen Invasionen von der Seeseite. Ich legte eine Hand auf das warme, raue Mauerwerk. Während die Mauern in der Stadt vom spirituellen und zivilen Leben einer untergegangenen Siedlung zeugten, sprach dieser Turm von Macht, Kontrolle und Verteidigung. Er war das sichtbarste Relikt, ein weithin bekannter Punkt. Doch im Schatten seiner Fundamente, so wurde vermutet, könnten sich noch ältere, römische Unterbauten verbergen. Ich kehrte am Abend zum Strand von Lido zurück. Das laute, fröhliche Leben pulsierte unvermindert. Doch mein Blick hatte sich verändert. Ich ging über den Platz, an dem einst die römische Herberge stand. Ich blickte die Straße hinunter, unter der das Fundament der gewaltigen Kathedrale ruht. Die Suche nach den Überresten des alten Jesolum war keine Expedition zu einer verlorenen Stadt gewesen. Sie war die Erkenntnis, dass diese Stadt nie ganz verschwunden war. Sie war nur in die Tiefe gesunken, eine verborgene Sedimentschicht der Geschichte, über der der moderne Badeort mit seiner leichten Freude thronte. Der wahre Zauber lag in diesem unsichtbaren Dialog zwischen der Vergangenheit unter den Füßen und der lebendigen Gegenwart an der Oberfläche. Das alte Equilium war nicht fort. Es war das Fundament, auf dem alles stand.

Der alte Hafen war ein knarrendes Gedächtnis aus verwittertem Holz und Stille.

Ich folgte einem Instinkt und einem leisen Knarren. Ein schmaler Holzsteg führte zwischen alten Bootsschuppen hindurch zu einem vergessenen Winkel des Hafens. Hier roch es nach Teer, nach verwittertem Holz und nach Fisch, der vor Jahren gefangen wurde. Die Boote lagen verträumt im schlammigen Wasser, ihre Farben waren von Sonne und Salz zu Pastelltönen verblasst. Ein älterer Mann flickte ein Netz, seine Finger bewegten sich mit einer automatischen Präzision. Er sah mich, noddte kurz, arbeitete weiter. Das einzige Geräusch war das leise Klappern der Wanten eines Segelboots im Wind. Die Zeit hatte hier beschlossen, einen anderen Takt zu schlagen. Sie dehnte sich, wurde zähflüssig, drehte sich im Kreis wie das Wasser in einer Gezeitenpfütze. Ich war kein Tourist mehr in diesem Moment. Ich war ein Zeuge.

Das Vermächtnis der Nonna war eine stille Lektion in Schönheit.

Ich suchte sie wieder auf, die Frau in der Gasse. Sie war nicht da. Aber auf dem Fenstersims ihres Hauses stand ein kleiner, terrakottafarbener Topf mit einer strahlend roten Pelargonie. Daneben lag, sorgfältig aufgereiht, eine Reihe von Auberginen, bereit für die Verwandlung. Ihre Abwesenheit war genauso bedeutungsvoll wie ihre Anwesenheit. Sie hatte keine Lektion erteilt. Sie hatte einfach existiert, und in dieser Existenz lag die ganze Wahrheit über diesen Ort. Die Schönheit war nicht versteckt. Sie war einfach still. Sie wartete nicht darauf, entdeckt zu werden. Sie war da, für jeden, der den Lärm ausblenden konnte. Ich kaufte mir an einem kleinen Gemüsestand eine einzige, perfekte Tomate. Ich biss hinein. Die Sonne schmeckte darin, der sandige Boden, die ganze italienische Sommerhitze. Es war eine Mahlzeit.

Mein letzter Blick auf Jesolo war voller gesammelter und unperfekter Momente.

Mein letzter Morgen. Der Koffer stand gepackt im Zimmer. Ich ging noch einmal zum Strand. Der Sand war bereits warm. Die Adria lag da wie ein riesiges, ruhendes Tier, seine Haut glatt und silbrig. Ich atmete tief ein. Die Luft schmeckte nach Salz und Abschied. In meinem Geist blätterte ein Album auf. Das Lachen der Kinder im Wasserpark, die würdige Ruhe des Campanile, der triumphierende Blick des Vaters auf dem Piratenschiff, der Duft von Knoblauch in der Dämmerung, die stillen Hände der alten Fischer. Es waren keine Postkartenmotive. Es waren Gefühle, Gerüche, Begegnungen. Die Panik in der Wasserwelle, das Gemeinschaftsgefühl im gemeinsamen Lachen, der Frieden in der Morgengasse. Ich hatte keine Sehenswürdigkeiten abgehakt. Ich hatte Momente gesammelt. Kostbare, unperfekte, lebendige Momente.

Das Salz auf meiner Haut wurde zum wertvollsten Souvenir der ganzen Reise.

Ich hob eine Hand an mein Gesicht. Die Haut fühlte sich rau an, von Sonne und Salzwind gezeichnet. Ich rieb meine Finger daran, spürte die feinen Kristalle. Das war mein Souvenir. Kein Magnet, kein T-Shirt. Das Salz auf meiner Haut war das Ticket in meiner Erinnerung, das Beweisstück für eingetauchte Arme, für Schwimmzüge im Meer der Adria, für den Schweiß des Erkundens. Ich würde es abduschen, aber eine Spur würde bleiben, ein Wissen. Der Bus nach Venedig, zur Rückreise, wartete. Ich drehte mich noch einmal um. Die lange Strandlinie von Jesolo, die Hotels, die Menschen, die jetzt erwachten – alles verschmolz zu einem einzigen, funkelnden Mosaik aus Leben. Die Reise war zu Ende. Aber sie begann gerade erst, denn jetzt trug ich sie in mir. Das wahre Abenteuer war nicht die Ankunft an einem fremden Ort gewesen. Es war die Heimkehr zu einem veränderten Selbst. Ich stieg ein. Die Tür schloss sich mit einem Zischen. Das Salz auf meiner Haut begann, in der kühlen Busluft zu schmelzen.

Die Reise endet niemals sie schläft nur in uns und wartet auf ihr Erwachen.

Manchmal, wenn im heimischen Supermarkt die Klimaanlage zu hoch eingestellt ist, schließe ich für eine Sekunde die Augen. Dann ist es wieder da. Das heiße, salzige Flüstern der Adria. Das Knarren des Holzstegs. Das Gelächter aus einem Becken voller Wasser. Und der Geschmack einer Tomate, in die die ganze Sonne Italiens gepackt war. Die Reise hört nie auf. Sie schläft nur ein, um im unerwartetsten Moment wieder zu erwachen, ein Schatz, der nicht in der Erde, sondern in den Sinnen vergraben liegt.


Mit einem Hauch Italien-Nostalgie und der Liebe zum Abenteuer,
Ihr Chronist der großen und kleinen Adria-Geschichten.

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*Der geneigte Leser möge verzeihen, dass diese Erzählung nicht den Anspruch erhebt, ein objektives Reisehandbuch zu sein. Es ist ein subjektives Mosaik des Augenblicks, zusammengesetzt aus Licht, das auf eine bestimmte Art fiel, aus Gerüchen, die ein bestimmter Wind trug, und aus Stimmungen, die mit der nächsten Windböe schon wieder anders sein können. Die hier beschriebenen Orte, ob Jesolo, Venedig oder die stille Gasse, existieren so vielleicht nur dieses eine Mal, gefiltert durch die Sehnsucht eines Passanten. Sie sind weniger geografische Koordinaten als vielmehr Stationen einer inneren Landkarte, die sich mit jeder Erinnerung ein wenig neu zeichnet. Alle vermeintlichen Fakten sind hier der größeren Wahrheit der Empfindung untergeordnet.

Quellenangaben:
Inspiriert vom leisen Klang der Wellen und dem Lied des Windes über dem Lido.
Beispiel-Verlag: Literarischer Reiseführer Venedig & Lagune
ARTE Dokumentation: Venedig - Die ewige Lagune
Offizielles Tourismusportal der Stadt Venedig
Meyers Konversations-Lexikon 3. Auflage 1874 - 1884
Wikipedia – Die freie Enzyklopädie

Lido-di-Jesolo  mit Einkaufspromenade und dem schönsten Wasserpark Europas
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er in meinem Hause bleiben, lautete die Antwort. Hast du Raum für so viele Leute? Für Gäste, welche willkommen sind, ist immer Raum vorhanden. Er mag Platz nehmen und ein Mahl genießen! Setzt Euch, Sir, sagte ich also zu Lindsay, und laßt uns wissen, was Euch auf den Gedanken gebracht hat, die Weidegründe der Haddedihn zu verlassen und nach Spandareh zu kommen! Well! Aber erst versorgen. Was? Diener. Die mögen für sich selbst sorgen, denn dazu sind sie da. Pferde. Die werden von den Dienern versorgt. Also, Master? Hm! War tedious, fürchterlich langweilig! Habt Ihr nicht gegraben? Viel, sehr viel. Und etwas gefunden? Nothing, nichts, gar nichts! Fürchterlich! Weiter! Sehnsucht, schreckliche Sehnsucht! Wonach? Hm! Euch, Sir! Ich lachte. Also aus Sehnsucht nach mir! Well, very well, yes! Fowling-bulls nicht finden. Ihr nicht da ich fort. Aber, Sir, wir hatten doch bestimmt; Da ich als junger Mensch von achtzehn Jahren, als theologischer Pflegling, von der Akademie in die Welt hineinlief, fand man bei Untersuchung, daß ich keinen Schulfreund erstochen, kein Mädchen in den Klagestand gesetzt und keine Schulden hinterlassen, daß ich sogar die wenigen Taler Schulden den Tag vor der Verschwindung bezahlt hatte; und man konnte nun den Grund der Entfernung durchaus nicht entdecken und hielt mich für melancholisch verirrt und ließ mich sogar in dieser Voraussetzung so schonend als möglich zur Nachsuchung in öffentliche Blätter setzen. Bei einem Kosmopoliten können sie, auf einem festen Grunde von Moralität, wohl noch etwas Gutes wirken. Dem Psychologen wird das Rätsel erklärt sein, wenn ich ihm sagte, daß die Gesinnungen, die ich seitdem hier und da und in folgender Erzählung geäußert habe, schon damals alle lebendig in meiner Seele lagen, als ich mit neun Talern und dem Tacitus in der Tasche auf und davon ging. Ich überlasse den Philanthropen die Betrachtung über diesen Schluß, der eine sehr schlimme Meinung von der Sittlichkeit unserer Jugend verrät. Einige Männer, deren Namen die Nation mit Achtung nennt, haben mich aufgefordert, etwas öffentlich über mein Leben und meine sukzessive Bildung zu sagen; ich kann mich aber nicht dazu entschließen. […]
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Ziel unseres kurzen Spaziergangs von der S-Bahn-Station Dresden Klotzsche ist der Priesnitz-Wasserfall in der westlichen Dresdener Heidekrautlandschaft. Man sollte die Erwartungen absolut nicht zu hoch anziehen, wenn man Wasserfälle in der sächsischen Schweiz oder gar den alpinen Gebirge persönlich kennt. Gleichwohl ist der eher kleine Katarakt mit kärglicher Fallhöhe liebreizend anzusehen. Die Wege sind fein ausgeschildert, dass man schon nach wenigen Minuten am Priesnitz-Wasserfall eingetroffen ist. Von da resultieren einige Stufen nach oben zur Ludens Ruh, einer gefühlvoll liegenden Wanderhütte, an der man mit sämtlicher Muße rasten kann. Unglücklicherweise wird hier wenig Rücksichtnahme auf die Umwelt genommen, so dass aus dem Hausfenster geworfener Müll, nunmehr nach der Hütte verfault. Einen Weg nach wie vor entlang der Priesnitz ist das Plätschern des Rinnsals ständiger Wegbegleiter bis zur Melzerquelle. Von da weiter, vorbei am Kletterwald Dresdener Heide die gelbgepunktete Markierung an der Priesnitz entlang. Es ist bereits ein unvergessliches Gefühl bei ca. 0 Grad draußen herum zu baden, bis zum Hals ist es ansehnlich warm wie auch auf den Kopf schneien die geilen Schneeflocken. Unter zwei kurzen Wasserfällen ist es möglich auch seinen Die Birne erwärmen zu können. Wie an ebenso wie für sich hoffte ich jedes Mal, dass mehr lag, als erforderlich war. Es gibt noch ein Therapiebecken sowie ein Swimming-Pool für Kranke des Gebäudes. Die Eigentümlichkeit der Disposition stellt ein Außenbecken mit 32 Grad Wassertemperatur, welches jeder anhand eine Schiffshebewerks findet. Eine Sauna zählt ebenfalls zu dieser Badelandschaft, muss aber gesondert getilgt werden. Aber konnte das tatsächlich nur an dem Tau befinden? Über ein Jahr nahm sich der Gebieter eine weitere Gespons. Pudel zog als triumphaler Sieger wenige Tage später in Berlin ein. […]
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Als ich aus meiner Stammtaberne mich gestern fortgemacht, hing in die spöttisch stille Gartennacht der Mond herab gleich einer leuchtenden Papierlaterne. Mit einem Sichelschwert, krumm wie die Hülse der Luzerne, hat ungehört die Nacht unter dem Rasen einen Schnitt gemacht und läßt die Erde stürzen in die sammetschwarze Ferne; und singend hält sie in den weichen Händen dies Rund von wulstigen Schattenwänden, in dem ich wie von einer tönereichen Schale getragen viele tausend tausend Male an Die drei Reiter gedacht, in dieser braunen spöttisch stillen Gartennacht. Ich konnte nicht umhin, diesen rührenden Zug von frommer Naivetät hier einzuflechten, und ergreife wieder den Faden meiner Geständnisse, die alle auf den geistigen Prozeß Bezug haben, den ich später durchmachen mußte. Aus den frühesten Anfängen erklären sich die spätesten Erscheinungen. Es ist gewiß bedeutsam, daß mir bereits in meinem dreizehnten Lebensjahr alle Systeme der freien Denker vorgetragen wurden, und zwar durch einen ehrwürdigen Geistlichen, der seine sazerdotalen Amtspflichten nicht im geringsten vernachlässigte, so daß ich hier frühe sah, wie ohne Heuchelei Religion und Zweifel ruhig nebeneinandergingen, woraus nicht bloß in mir der Unglauben, sondern auch die toleranteste Gleichgültigkeit entstand. Im ganzen ist der Verkehr mit den Musen Vorzuziehen dem mit Spiritussen, Wenn man, wie sichs am Rand versteht, Dabei nicht gleich bis zum Laster geht. Das wußte Karl Arnold. Er trieb es mit Maßen Und scherzte blos mit den himmlischen Basen! Griff sie, wo sie weich sind, nahm sie aufs Knie, Aber Débauchen beging er nie. Doch eins, ja, das: Er hatte ne Neigung Zu nicht immer ganz sänftlicher Liebesbezeigung, Zerknüllte gerne Röckchen sowohl wie Frisur, Kurz, er machte den Musen handgreiflich die Cour. […]
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In den schattigen Gassen einer längst vergessenen Stadt, einem Ort im Herzen Sachsens, weben die Pfade der Gaunerei ein undurchdringliches Netz aus Mysterien. Die Luft ist durchtränkt von Geheimnissen, die in den Nebelschwaden der Geschichte gehütet werden. Zwischen den alten Gemäuern und den von der Zeit gezeichneten Straßen verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Das Klicken von Absätzen auf dem Kopfsteinpflaster erzählt von gestohlenen Momenten und verlorenen Träumen. Die Stadt trägt den Mantel der Dunkelheit wie eine alternde Diva, die ihre Falten sorgsam verbirgt. Gaslaternen flackern, als würden sie geheime Geschichten erzählen, während die Kopfsteinpflasterstraßen die Flüstern der Vergangenheit widerzugeben scheinen. Hier, in den schmalen Gassen und vergessenen Winkeln, weben die Gauner ihre Intrigen, und das Geld flüstert leise von Hand zu Hand. Doch die Dunkelheit über der Stadt verbirgt mehr als nur die Schatten des Verbrechens. Ein Vater, dessen Vergangenheit tief in den dunklen Geheimnissen dieser mysteriösen Stadt verwurzelt ist, wird zum Sammler von Geschichten und Detektiv der Worte. Seine nächtlichen Wanderungen durch die düsteren Gassen enthüllen nicht nur die äußere Fassade der Stadt, sondern auch die verborgenen Wahrheiten, die tief unter der Oberfläche lauern. Die Stadt selbst scheint mit einer Aura des Schweigens behaftet zu sein, als würden die Gebäude und Gassen ihre eigenen Geheimnisse hüten. Doch unter der Oberfläche pulsiert das Herz der Gaunerei. Hinter den Vorhängen alter Läden und den dicken Mauern der Schlösser schmieden die Gauner Pläne, die das Schicksal der Stadt lenken. Inspiriert von den sanften Melodien eines nächtlichen Jazzclubs und den verborgenen Wegen durch die schattigen Gassen, entfaltet sich eine Geschichte von Dunkelheit und Enthüllung. Während die Gaslaternen flüstern und die Absätze auf dem Kopfsteinpflaster klackern, wird eine Welt voller Mysterien und Geheimnisse zum Leben erweckt. Tauchen Sie ein in die düsteren Gassen dieser vergessenen Stadt und lassen Sie sich von den Schatten des Verbrechens in ihren Bann ziehen. […]
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Tief unter der Erde, in einem vergessenen Bunker, der von rostigen Rohren und dem schwachen Summen uralter Server gesäumt wird, liegt ein Geheimnis begraben. Es ist ein Ort, den die neue Weltordnung ausgelöscht haben will, ein Versteck, das mehr birgt als nur Daten. Hier, in der erstickenden Stille, schlummert nicht einfach eine Sammlung von Dateien, sondern ein lebendiges, pochendes Archiv. Es ist die letzte Zuflucht für alles, was verboten ist: die Erinnerung an Gefühle. Die herrschende Macht nennt diesen Ort eine Bedrohung, eine zu tilgende Seuche der Vergangenheit. Doch für die wenigen, die von seiner Existenz wissen, ist es die letzte Arche der Menschlichkeit. Ein einsamer Agent dieser neuen Ordnung betritt diesen Ort mit einem klaren Befehl: Vernichtung. Doch was er vorfindet, ist kein feindseliger Code, den man einfach löschen kann. Es ist eine sanfte, überwältigende Flut von Sinneseindrücken, die seinen eigenen perfekt trainierten Verstand untergräbt. Die Wärme eines Sonnenstrahls, den er nie gespürt hat, der Klang eines Lachens, das er nie gehört hat, dringen in ihn ein. Sie sind keine bloßen Erinnerungen; sie sind lebendig, sie hungern danach, gefühlt zu werden. Sie sind der letzte Beweis für eine Welt, die einst bunt und lebendig war, bevor die große affektive Stille alles in graue Gleichförmigkeit tauchte. Doch das Archiv ist wehrhaft. Es wehrt sich nicht mit Waffen, sondern mit der puren, ungefilterten Macht der Emotion selbst. Es konfrontiert den Eindringling nicht nur mit der strahlenden Freude eines Morgengrusses, sondern auch mit der zermürbenden Verzweiflung der Verlustes und dem schneidenden Schmerz der Trennung. Es ist eine Symphonie der gesamten menschlichen Erfahrung, gespielt auf den Saiten seiner eigenen Seele. Wird er dem Befehl folgen und diese letzte Quelle echter Emotion für immer auslöschen? Oder wird er sich der verbotenen Verführung hingeben, den Funken dessen, was er einst war, wieder zu entfachen, und damit den Zorn der schweigenden Wächter auf sich ziehen, die bereits ihren Alarm ausgelöst haben? Die Entscheidung, die er in diesem Augenblick trifft, wird nicht nur sein Schicksal besiegeln, sondern auch das der gesamten menschlichen Empfindung. […]
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Wien präsentiert sich dem flüchtigen Blick als festliche Partitur aus barocker Pracht und walzerseliger Melancholie. Doch unter dieser wohlkomponierten Oberfläche pulsiert ein anderes, widerspenstiges Wien. Es ist eine Stadt aus zweiter Hand, ein faszinierendes Palimpsest, auf dem jede Epoche versucht hat, die Spuren der vorherigen zu überschreiben. Dort, im Schatten der kaiserlichen Paläste, verläuft ein unsichtbarer Pfad. Er folgt keinem Reiseführer, sondern einer Handschrift aus Stahl, Granit und revolutionärer Absicht. Wer ihn betritt, begibt sich nicht auf einen touristischen Spaziergang, sondern auf eine Detektivreise in das verborgene Nervensystem der Metropole. Die entscheidenden Hinweise liegen nicht in Archivdokumenten, sondern im Gefüge eines Mauerwerks, im kalten Glanz einer Aluminiumniete, im gnadenlosen Fall des Lichts in einer Halle, die nichts zu verbergen beansprucht. Es ist die Suche nach dem Geist eines Mannes, der die gesamte Lüge seiner Zeit beim Namen nannte und eine neue, unbequeme Wahrheit aus dem Boden stampfen wollte. Diese Reise führt in den urbanen Untergrund, zu Orten des Transits und der anonymen Begegnung, wo Architektur zur demokratischen Geste wird. Sie führt in tempelgleiche Hallen, die dem heiligen Ernst des Geldes gewidmet sind, und auf abgelegene Hügel, wo die Form selbst zur Therapie wird. Der Suchende steht plötzlich auf Brücken zwischen den Welten, buchstäblich und im Geiste, und spürt den kalten Wind der Gegenwart, der die alten Debatten um Fortschritt und Bewahrung unvermindert weiter treibt. Was beginnt als ästhetische Spurensuche, wird unversehens zu einer existenziellen Befragung: Wie viel Revolution verträgt das Erbe? Wie viel Wahrheit erträgt unser Auge? Und was bleibt von einem Traum, der nur zur Hälfte geträumt wurde? Die Stadt gibt ihre Antworten nicht laut. Sie sind eingraviert in die Fassaden, eingelassen in den Boden, versteckt in der alltäglichen Nutzung von Türgriffen und Geländern. Am Ende steht man an der Nahtstelle zwischen dem Glanz der Vergangenheit und der nüchternen Klarheit einer verhinderten Zukunft. Man lauscht. Und vielleicht, nur vielleicht, hört man im Rauschen des Flusses und im Echo der Schritte den leisen, unvollendeten Satz, den ein Visionär vor langer Zeit begann und den die Stadt bis heute weiterschreibt. Wirst du ihn zu Ende denken können? […]
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Wien präsentiert sich dem flüchtigen Blick als festliche Partitur aus barocker Pracht und walzerseliger Melancholie. Doch unter dieser wohlkomponierten Oberfläche pulsiert ein anderes, widerspenstiges Wien. Es ist eine Stadt aus zweiter Hand, ein faszinierendes Palimpsest, auf dem jede Epoche versucht hat, die Spuren der vorherigen zu überschreiben. Dort, im Schatten der kaiserlichen Paläste, verläuft ein unsichtbarer Pfad. Er folgt keinem Reiseführer, sondern einer Handschrift aus Stahl, Granit und revolutionärer Absicht. Wer ihn betritt, begibt sich nicht auf einen touristischen Spaziergang, sondern auf eine Detektivreise in das verborgene Nervensystem der Metropole. Die entscheidenden Hinweise liegen nicht in Archivdokumenten, sondern im Gefüge eines Mauerwerks, im kalten Glanz einer Aluminiumniete, im gnadenlosen Fall des Lichts in einer Halle, die nichts zu verbergen beansprucht. Es ist die Suche nach dem Geist eines Mannes, der die gesamte Lüge seiner Zeit beim Namen nannte und eine neue, unbequeme Wahrheit aus dem Boden stampfen wollte. Diese Reise führt in den urbanen Untergrund, zu Orten des Transits und der anonymen Begegnung, wo Architektur zur demokratischen Geste wird. Sie führt in tempelgleiche Hallen, die dem heiligen Ernst des Geldes gewidmet sind, und auf abgelegene Hügel, wo die Form selbst zur Therapie wird. Der Suchende steht plötzlich auf Brücken zwischen den Welten, buchstäblich und im Geiste, und spürt den kalten Wind der Gegenwart, der die alten Debatten um Fortschritt und Bewahrung unvermindert weiter treibt. Was beginnt als ästhetische Spurensuche, wird unversehens zu einer existenziellen Befragung: Wie viel Revolution verträgt das Erbe? Wie viel Wahrheit erträgt unser Auge? Und was bleibt von einem Traum, der nur zur Hälfte geträumt wurde? Die Stadt gibt ihre Antworten nicht laut. Sie sind eingraviert in die Fassaden, eingelassen in den Boden, versteckt in der alltäglichen Nutzung von Türgriffen und Geländern. Am Ende steht man an der Nahtstelle zwischen dem Glanz der Vergangenheit und der nüchternen Klarheit einer verhinderten Zukunft. Man lauscht. Und vielleicht, nur vielleicht, hört man im Rauschen des Flusses und im Echo der Schritte den leisen, unvollendeten Satz, den ein Visionär vor langer Zeit begann und den die Stadt bis heute weiterschreibt. Wirst du ihn zu Ende denken können? […]
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Vierundfünfzig Stunden! sprach Fergusson zu seinen Begleitern. Da ich nun aber fest entschlossen bin, die Nacht über nicht zu reisen, weil ich fürchte, einen Bach, eine Quelle oder irgend eine Lache zu übersehen, so bleiben uns noch drei und ein halber Reisetag; in dieser Zeit müssen wir um jeden Preis Wasser finden. Ich hielt es für meine Pflicht, Euch, meine Freunde, mit dem Ernst der Situation bekannt zu machen, denn ich reservire nur eine einzige Gallone für den Durst, und wir werden uns auf eine sehr geringe Ration setzen müssen. Beim Abendessen wurde das Wasser genau gemessen, und der Branntweinzusatz im Grog erhöht. Man mußte jedoch vorsichtig mit diesem Getränk zu Werke gehen, das eher dazu dient, den Durst zu erhöhen, als ihn zu stillen. Auf die friedliche Nacht mit ihrem Sternenschein folgte ein Tag, der wenn möglich eine noch glühendere Hitze als die vorhergehenden entwickelte. Vom frühen Morgen an steigerte sich die Temperatur zu einer unerträglich drückenden Hitze. Dieser ästhetische Sinn fehlte ihm aber völlig. Selber eine Kuriosität, brachte er es über die Kuriositätenkrämerei nie hinaus. Sein Witz und Humor verstiegen sich nur bis zur Lust an der Mystifikation. Den Altertumsforschern einen Streich zu spielen, war ihm ein besonderer Genuß. Er ließ von eigens engagierten Steinmetzen große Feldsteine konkav ausarbeiten, um seine Wustrauer Feldmark mit Hilfe dieser Steine zu einem heidnischen Begräbnisplatz avancieren zu lassen. Am Seeufer hing er in einem niedlichen Glockenhäuschen eine irdene Glocke auf, der er zuvor einen Bronzeanstrich hatte geben lassen. Er wußte im voraus, daß die vorüberfahrenden Schiffer, in dem Glauben, es sei Glockengut, innerhalb acht Tagen den Versuch machen würden, die Glocke zu stehlen. […]
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