Jagd auf fremdem Grund und Boden

Diese Geschichte ist eine Fiktion. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt. Sollten Sie dennoch jemanden identifizieren, fragen Sie sich besser nicht, woher Sie ihn kennen. Wenn Sie sich in dieser Schilderung wiederfinden, so ist dies ein reiner Zufall. Oder Ihre Einladung steht kurz bevor.
Das weitere Lesen geschieht auf eigene Verantwortung.

Das Jagdrecht der Toten

Der Boden war feucht, das Laub glänzte in der Dunkelheit. Die Luft roch nach Moos und nassem Holz, irgendwo tropfte Wasser auf einen Stein. Ein Geräusch, das sich regelmäßig wiederholte. Im Licht des Mondes lag ein Körper. Kein Unfall. Die Haltung zu seltsam, das Gesicht zur Hälfte im Laub vergraben, die Arme unnatürlich ausgestreckt, jemand hatte ihn zurechtgelegt. Ein zerschlissener Jagdrock, zerkratzte Stiefel, die eine halbe Ewigkeit nicht mehr poliert worden waren. In der Hand eine rostige Waffe, geladen, aber nie abgefeuert. Der Wald schwieg. Einmal im Jahr wurde hier gejagt, ein altes Privileg, das in keiner modernen Karte verzeichnet war. Niemand sprach darüber, niemand stellte Fragen. Und doch lag jetzt ein Toter mitten auf einer Lichtung, in einem Jagdgebiet, das offiziell nicht existierte. Ich stand da, ein Fremder auf diesem Grund, und spürte, wie die Kälte des Bodens durch meine Sohlen kroch.

Die Akten des Vergessens löschten das Land von jeder bekannten Karte.

Ein Name tauchte in den Archiven auf und verschwand wieder. Ein Stück Land, das jahrzehntelang der Regierung gehörte, fand sich auf alten Karten, nur um kurze Zeit später getilgt zu werden. Offiziell gab es keine Akten dazu, keine Eigentümer, keine Besitznachweise. Und doch, jedem in der Gegend war bekannt, dass dort seit Jahrhunderten gejagt wurde. „Hinter der Lichtung, wo der Boden weicher wird, war einstmals ein Herrenhaus“, erzählte der alte Förster in der Dorfkneipe, beugte sich nach vorn, senkte die Stimme. „Jedes Jahr kamen sie, mit ihren teuren Gewehren und ihren schwarzen Wagen. Niemand hat sie je eingeladen, niemand wusste, wer sie waren. Aber sie kamen immer. Und sie haben immer ein Stück Wald mitgenommen. Stück für Stück. Bis nichts mehr übrig blieb.“ Seine Augen wurden weit und glasig, sie starrten in eine Zeit, die niemand mehr kannte.

Das Blutgeld der Staatskasse verschwanden nach einem Pakt mit den Schatten.

Ein Journalist bekam den anonymen Tipp. „Fragen Sie nach den Jagdrechten in der sächsischen Staatskasse.“ Er lachte erst. Dann suchte er nach den Papieren und lachte nicht mehr. Ein altes Gesetz, das den Adelshäusern eine jährliche „Jagdkompensation“ zusicherte, wurde nie aufgehoben. Stattdessen floss Geld aus der Regierungskasse in nicht existierende Grundstücke. Millionen, schlicht verschwunden. Und jedes Jahr wurde ein neues Waldstück an private Investoren weitergegeben. Niemand stellte Fragen. Niemand forschte nach. Bis jetzt. Die Zahlen tanzten vor meinen Augen, derweil ich in den staubigen Akten wühlte. Jede Zahlung ein Siegel des Schweigens, jede Überweisung ein Pakt mit den Schatten.

Der Wald der keine Antworten gibt verschluckte die Geschichte.

Der Regen kam lautlos, wurde von der Nacht verschluckt. Die Tropfen perlten über das Moos, sickerten in den Boden, wuschen alle Erinnerungen fort. Die Lichtung lag verlassen, der Tote war fort. Kein offizieller Fund, keine Polizeisperre, keine Spurensicherung. Die einzige Erwähnung des Vorfalls fand sich auf einem vergilbten Papier im Rathausarchiv, datiert auf das Jahr 1892. Ein Förster hatte damals einen Jagdunfall gemeldet. Keine Namen, keine Ermittlungen. Die Akte endete mit einem Stempel: „Erledigt.“ Erledigt. Über hundert Jahre später geschah genau das Gleiche. Und wieder verschwand der Fall. Keine Notiz in der Zeitung, keine Gerüchte. Der Wald hatte die Geschichte verschluckt. Doch ein Detail brannte sich ein. Die Spuren im Boden waren seltsam. Zu viele Fußabdrücke für einen Einzelnen. Der Boden war aufgewühlt, etliche Personen mussten sich im Kreis bewegt haben, doch es gab keine ausgehenden Spuren. Die Jäger waren nie gegangen.

Vergessen im Staatsarchiv hängt der Geruch toter Versprechungen.

Die Spur führte ins Landesarchiv, wo Jahrhunderte alter Staub auf ungenutzten Gesetzen lag. Ein Vertrag aus dem 19. Jahrhundert regelte ein Jagdrecht, das nie erloschen war. Der Besitzer: Eine nicht näher benannte Adelsfamilie. Ihre Nachkommen waren laut Register seit 1924 ausgestorben. Und doch wurde jedes Jahr eine finanzielle Kompensation für die Jagdrechte an eine anonyme Stiftung gezahlt. Das Geld kam direkt aus der Staatskasse. Kein Ministerium gab Auskunft. Kein Beamter konnte sich erinnern, wer die Zahlungen genehmigte. Doch sie liefen weiter, ununterbrochen, seit mehr als hundert Jahren. Niemand stellte Fragen. Bis jetzt. Der Geruch von vergilbtem Papier und Verfall hing in der Luft, eine Mischung aus totem Holz und toten Versprechungen.

Die Jagd die niemand sieht ignoriert jedes Gesetz der Regierung.

Ein Drohnenpilot kartierte das Gebiet. Er überflog das alte Jagdrevier, nahm Bilder auf. Beim ersten Blick: Nichts Ungewöhnliches. Wald, Lichtungen, ein verfallenes Herrenhaus. Doch dann, auf einem Bild, ein Detail: Acht Männer. Dunkle Mäntel. Stehend in einem Kreis auf der Lichtung. Ein weiteres Bild, Sekunden später aufgenommen. Die Lichtung war leer. Kein Wind. Kein Nebel. Keine Bewegung. Nur der Wald, still wie immer. Doch der Boden war anders. Wie von etwas Gewaltigem umgepflügt. Als ich die Bilder sah, durchfuhr mich ein eisiger Schauer. Hier war etwas im Gange, das jede Logik der Regierung und jedes Gesetz ignorierte.

Das Gesetz das nie endete schien nur ein übler Scherz zu sein.

Jemand hatte getippt: „Fragen Sie nach dem Jagdrecht von 1876.“ Es klang nach einem üblen Scherz, doch das Staatsarchiv bewahrte alles auf, erst recht Gesetzentwürfe, die niemals verabschiedet wurden. Und dieser war ungeheuer faszinierend. „Ein Entwurf zur Jagd auf fremdem Grund und Boden unter Entschädigung der Grundbesitzer aus der Staatskasse.“ Der Aktenvermerk: „Nicht verabschiedet. Diskussion vertagt. Status ungeklärt.“ Doch die Zahlungen liefen weiter. Seit 150 Jahren. Eine andere Notiz: „Landrat von Seebach. Empfehlung: Keine Aktenvernichtung. Jagdgesellschaft unberührt lassen.“ Von Seebach. Der Name tauchte in alten diplomatischen Briefen auf. Er hatte Sachsen 1876 in Paris, bei europäischen Machtspielen vertreten. „War es Zufall, dass sein Name zugleich in einem nie umgesetzten Jagdgesetz auftauchte? Oder war die Jagd nie beendet worden? Die Papiere in meinen Händen fühlten sich an wie lebendige Wesen, die mir ihre Geheimnisse zuraunten.

Spurlos verwaltet ist ein Gebiet von fünfhundert Hektar.

Ein Besuch im Landesamt für Vermessung brachte eine Überraschung. „Das Flurstück ist staatlich verwaltet“, sagte der Beamte und tippte auf den Bildschirm. „Es ist reserviertes Gebiet.“ „Für was?“ Der Beamte scrollte weiter. Stirnrunzeln. „Kein Vermerk.“ „Gehört es dem Freistaat Sachsen?“ „Theoretisch. Es gibt aber eine historische Anomalie. Ein privates Nutzungsrecht. 1876 festgelegt. Keine Verwalter, keine Einträge, keine Änderungen.“ Eine Fläche von 500 Hektar. Niemand durfte dort bauen. Niemand durfte es betreten. Niemand wusste, wer es verwaltet. Außer womöglich jene, die dort noch immer jagten. Der Beamte sah mich an, ich war selbst zu einem Teil des Rätsels geworden.

Der Förster der zu viel wusste hat seine Stimme im Rauch der Lagerfeuer ausgehöhlt.

Der alte Mann lehnte sich langsam nach vorne. Seine Hände, zerfurcht vom Leben im Wald, ruhten auf dem rissigen Holztisch. Der kleine Gasthof war fast leer, nur eine alte Wanduhr tickte in der Stille. „Sie haben es gefunden, nicht wahr?“ Seine Stimme war rau, als hätte der Rauch vieler Lagerfeuer sie mit der Zeit ausgehöhlt. Ich nickte, hielt den vergilbten Ausdruck des Jagdgesetzes von 1876 in der Hand. „Niemand spricht darüber“, sagte er leise. „Aber jeder hier weiß es. Die Jagd ist nie aufgehört. Sie gehen immer noch raus.“ „Wer?“ Er schwieg, starrte an mir vorbei in eine Zeit, die niemand außer ihm sehen konnte. „Mein Vater war Förster. Und mein Großvater auch. Sie wussten, dass es Dinge gibt, die man nicht erklären kann. Sie sagten, im Herbst, wenn der Nebel aufsteigt, dann sieht man manchmal die Jäger. In ihren alten Mänteln, mit Gewehren, die es längst nicht mehr geben dürfte.“ Er griff nach seinem Bier, nahm einen langsamen Schluck. „Ich habe es einmal selbst gesehen. Vor dreißig Jahren. Ich war noch ein Junge. Mein Vater hatte mir eingeschärft, nie nach Sonnenuntergang in den Wald zu gehen. Aber ich habe nicht gehört. Und dann sah ich sie.“ „Was genau?“ „Acht Männer. Alle in Schwarz. Sie standen im Kreis, die Gewehre nach unten gerichtet. Sie sprachen nicht. Sie bewegten sich nicht. Ich wollte rufen, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Dann blinzelte ich – und sie waren weg.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich lief nach Hause. Mein Vater sagte kein Wort. Aber er ging nie wieder in den Wald.“ Ich empfand ein kaltes Kribbeln auf meinem Rücken. „Was passiert, wenn jemand sie stört?“ fragte ich. Der Förster sah mich lange an. Dann sagte er: „Niemand kommt zurück.“

Die Nacht der Jagd ist unnatürlich still und der Nebel glüht.

Der Wald war still. Zu still. Kein Wind bewegte die Blätter, keine Vögel riefen in die Dunkelheit. Selbst das Knacken von Ästen unter meinen Schuhen klang gedämpft, der Boden war weicher als er sein sollte. Der Mond stand tief, warf blasses Licht durch die Bäume, ließ den Nebel aufsteigen, der über dem feuchten Moos kroch. Ich stand an der Lichtung, genau dort, wo der Förster einst die Männer gesehen hatte. Mein Atem ging flach, meine Hände umklammerten die Taschenlampe. Niemand wusste, was hier wirklich geschah. Die Akten waren gelöscht, die Landkarten manipuliert, das Jagdrecht nie aufgehoben. Geld floss in eine unsichtbare Gesellschaft, deren Mitglieder es offiziell nicht gab. Doch die Jagd war nie beendet worden. Ein Geräusch. Ich fuhr herum. Ein dumpfer Laut, schleicht jemand durch das Unterholz? Mein Puls hämmerte. Ich schaltete die Taschenlampe aus. Im Zwielicht erkannte ich Schatten. Eine Anzahl von Gestalten, regungslos, schwarz gekleidet. Sie standen im Kreis, ihre Gesichter verborgen, ihre Körper steif, warteten sie auf ein Signal. Die Jäger. Mein Kopf sagte mir, dass sie nicht echt seien. Doch mein Körper wusste es besser. Ich erfühlte die Kälte, die von ihnen ausging, die unnatürliche Stille um sie herum. Dann bewegte sich einer von ihnen. Er hob langsam den Arm, richtete die Handfläche auf mich. Mein Körper spannte sich, sollte ich weglaufen? Aber meine Beine waren fest im Boden verankert. Dann hörte ich eine Stimme. „Nicht du.“ Die Gestalten lösten sich auf. Der Nebel verschluckte sie, ließ nichts zurück als eine kühle Leere. Ich stand still, mein Herz hämmerte, die Luft glühte in meiner Lunge. Was hatte ich soeben gesehen? Oder besser: Warum hatten sie mich leben lassen?

Das Dokument das nie existieren sollte birgt die Ziffernfolge des Schutzes.

Ich starrte auf den Bildschirm. Das Dokument war nur ein Zufallstreffer. Ein vergessener Eintrag in einem alten Haushaltsbericht. Kein offizielles Register, keine sichtbare Verbindung zu irgendeiner staatlichen Institution. Und doch jetzt war es hier. Jagdkompensation. 1876 erstmals vermerkt. Der Förster hatte recht. Die Zahlungen liefen weiter, Jahr für Jahr, unscheinbar versteckt zwischen Infrastrukturprojekten, Kulturförderungen und landwirtschaftlichen Subventionen. Niemand bemerkte sie. Bis jetzt. Doch das war nicht das Seltsamste. Unter den Empfängern stand kein Name. Kein Unternehmen, kein Ministerium, keine Stiftung. Nur eine Ziffernfolge. 7-4-11-9-0-3. Kein Steuerkennzeichen. Keine Bankverbindung. Keine Zuordnung. Ich suchte weiter, öffnete ein anderes Dokument, ein Bericht über forstwirtschaftliche Sonderzonen. Ein sperriger Name für Flächen, die für den Naturschutz, wissenschaftliche Projekte oder militärische Zwecke reserviert waren. Einer dieser Einträge war speziell markiert. Status: Geschützt. Zugang nur mit Sondergenehmigung. Ich klickte weiter. Die Notiz war vage, aber ein Detail ließ mich stocken. Verwaltung: Abteilung für Staatsschutz, Regierung Sachsen. Die Regierung verwaltete diesen Wald. Aber nicht für den Naturschutz. Sondern für etwas anderes. Etwas, das niemand sehen sollte.

Die Einladung zur letzten Chance war eine Warnung oder eine Falle.

Die Nachricht kam am nächsten Morgen. Ein Umschlag, schlicht, kein Absender. Nur mein Name in sauberer, altertümlicher Handschrift. Ich öffnete ihn mit einem mulmigen Gefühl. Innen lag eine Karte, dickes Pergament, ein Siegel aus dunklem Wachs. Das Symbol war mir sofort vertraut: Das gleiche, das in den alten Dokumenten aufgetaucht war. Ich zog das Papier heraus, las die wenigen Worte darauf. „Freitag, 22 Uhr. Der Jägerhof. Bringen Sie das Notizbuch mit.“ Keine Unterschrift. Keine Erklärung. Nur eine Einladung, die keine Wahl zuließ. Ich legte den Umschlag auf den Tisch, starrte ihn an. Wer immer das war, sie hatten Kenntnis, dass ich nachforschte. Sie wussten, dass ich das Notizbuch besaß. Und sie wünschten, dass ich kam. Ob das eine Warnung war? Oder eine Falle? Aber es war meine einzige Chance, Antworten zu bekommen. 22 Uhr. Der Jägerhof. Der Ort lag außerhalb der Stadt, ein altes Jagdschloss, längst umfunktioniert zu einem Gasthof für Leute, die sich nach Abgeschiedenheit sehnten. Der Parkplatz war leer, kein Licht brannte. Ich betrat das Gebäude. Ein flackerndes Kaminfeuer war die einzige Lichtquelle. Der Raum war alt, das Holz schwer und dunkel, die Luft roch nach Leder, Zigarrenrauch und etwas Metallischem. Jemand saß am Tisch, ein Glas in der Hand. „Setzen Sie sich“, sagte die Stimme gedämpft. Ich zögerte, nahm dann Platz. Der Mann war groß, grauhaarig, scharfe Gesichtszüge. Seine Augen hatten Dinge gesehen, über die niemand sprach. Er deutete auf das Notizbuch in meiner Hand. „Sie haben Fragen“, sagte er. Ich nickte. „Dann hören Sie gut zu.“ Er lehnte sich vor. Sein Blick war ernst. „Die Jagd ist nie zu Ende gegangen.“

Das Spiel der Jäger ist ein Ritual das die Zeit und die Erinnerung jagt.

Der Mann schwenkte sein Glas, das Feuer spiegelte sich in der Flüssigkeit, während er mich unverwandt ansah. „Sie denken, Sie haben ein Geheimnis aufgedeckt“, sagte er. „Aber was Sie gefunden haben, ist nur ein Schatten. Die wahre Jagd ist älter als die Gesetze, älter als die Regierung. Und sie geht weiter.“ Ich schluckte. Die Worte klangen nicht wie eine Drohung, sondern wie eine Tatsache. „Wer sind Sie?“ fragte ich. „Ein Bewahrer“, antwortet er. „Ein Hüter dessen, was nie bekannt werden soll.“ Er nahm einen Schluck, lehnte sich dann vor. „Seit Jahrhunderten gibt es eine Ordnung. Nicht in Gesetzen, nicht in Aufzeichnungen, sondern in Blut und Tradition. Diese Jagd war nie ein Sport. Sie war ein Ritual. Und das, was gejagt wird… hat sich nie gewehrt.“ Ein unangenehmes Kribbeln lief mir über den Rücken. „Warum jetzt? Warum das Notizbuch? Warum ich?“ Er lächelte. Kein freundliches Lächeln. „Weil jemand die Regeln gebrochen hat. Und jetzt müssen sie wiederhergestellt werden.“ Draußen zog mehr Wind auf, rüttelte an den Fenstern. Das Feuer im Kamin knackte laut. „Die Ziffernfolge“, begann ich, aber der Mann hob die Hand. „Sie ist nicht das Rätsel. Sie ist die Antwort.“ Er zog ein altes Stück Papier aus seiner Tasche, legte es auf den Tisch. 7-4-11-9-0-3. „Das sind keine Zahlen“, sagte er. „Das sind Koordinaten.“ Ich griff nach meinem Handy, tippte sie ein. Ein Punkt erschien auf der Karte. Ein Ort mitten im Wald. „Wenn Sie wirklich wissen wollen, worum es geht“, sagte er leise, „dann fahren Sie dorthin. Aber überlegen Sie gut.“ Er sah mich lange an. „Denn wenn Sie diesen Ort betreten, gibt es kein Zurück mehr.“

Der letzte Zeuge sah die Jäger auf dem Hof und warnt vor dem Namenlosen.

Bevor ich zum Koordinatenpunkt aufbrach, suchte ich den ehemaligen Archivarin auf, die einst die Jagdakten verwaltet hatte. Sie lebte jetzt in einem abgeschiedenen Haus am Rande der Stadt, umgeben von hohen Hecken und Stille. Frau Ansorge war eine zierliche, alte Frau mit wachen Augen, die mich musterte, als wüsste sie bereits, warum ich kam. „Sie waren also doch neugierig genug“, sagte sie, ohne mich zu begrüßen. Ihr Wohnzimmer roch nach Tee und alten Büchern. Auf dem Kaminsims standen Fotos von Menschen in altmodischer Kleidung, ihre Blicke ernst und wissend. „Die Jagd“, sagte ich, doch sie schnitt mir mit einer wegwerfenden Geste das Wort ab. „Sprechen Sie nicht leichtsinnig darüber. Selbst diese Wände haben Ohren.“ Sie goß Tee in zwei Tassen, ihre Hände zitterten leicht. „Ich habe vierzig Jahre im Archiv gearbeitet. Jedes Jahr, im Herbst, kam die Anweisung, bestimmte Akten zu ‚bereinigen‘. Immer die gleichen. Jagdrecht von 1876, Kompensationszahlungen, Grundstücksverzeichnisse. Ich sollte Spuren verwischen, als ob diese Grundstücke nie existiert hätten.“ Sie sah mich an, ihre Augen waren tiefe, dunkle Brunnen. „Eines Tages fragte ich meinen Vorgesetzten, warum. Er wurde blass und sagte nur: ‚Weil die Jagd nie endet. Und manchmal brauchen die Jäger einen neuen Grund, auf dem sie jagen können.‘“ Sie nahm einen Schluck Tee. „Ich verstand nicht, was er meinte. Bis ich eines Abends im Archiv arbeitete und durch das Fenster acht schwarze Gestalten auf dem Hof stehen sah. Regungslos. Sie starrten zu mir herauf. Am nächsten Tag war mein Vorgesetzter tot. Ein Jagdunfall, hieß es.“ Sie legte ihre Tasse ab. „Lassen Sie es sein. Gehen Sie nicht zu diesen Koordinaten. Was auch immer dort jagt, es hat keinen Namen, den wir aussprechen können.“

Der Ort den niemand betreten darf ist ein stiller Kreis der Erwählten.

Die Koordinaten führten tief in den Wald. Kein Weg, kein Pfad, nur dichter Boden unter uralten Bäumen. Der Nebel kroch zwischen den Stämmen, schwer und undurchdringlich. Jeder Schritt klang dumpf, als würde der Waldboden Geräusche verschlucken. Mein Handy zeigte keine Verbindung mehr. Kein GPS, kein Netz. Die Koordinaten wurden nutzlos. Aber ich wusste, dass ich richtig war. Die Stille war zu vollkommen. Dann sah ich es. Eine Lichtung. Keine gewöhnliche. Der Boden war merkwürdig glatt. Wurde hier vor langer Zeit etwas gebaut und war dann wieder verschwunden? In der Mitte standen acht schwarze Stelen, jede etwa zwei Meter hoch, ohne Inschrift, ohne Zeichen der Zeit. Und dann wurde mir klar, dass ich nicht allein war. Schatten bewegten sich zwischen den Bäumen. Sie standen regungslos, umringten die Lichtung, beobachteten mich. Kein Laut. Keine Stimme. Nur die unheimliche Präsenz von etwas, das nicht mehr nur eine Legende war. Ich drehte mich langsam um. Auf einer der Stelen war etwas eingraviert. Buchstaben, kaum sichtbar im kümmerlichen Licht. Ich trat näher. 7-4-11-9-0-3. Die Koordinaten. Darunter ein Wort. „Erwählt.“ Etwas knackte hinter mir. Ich bemerkte eine Bewegung, kalte Luft an meinem Nacken. Dann wurde alles schwarz.

Das Erwachen in einem Ort der kein Ort ist bringt die Erlösung.

Ich erwachte an einem Ort, der kein Ort war. Um mich herum nichts als grauer Nebel, der sich nicht bewegte, keine Kälte, keine Wärme. Nur Stille. Dann eine Stimme, die aus dem Nichts zu kommen schien: „Du hast den Kreis betreten. Nun bist du ein Teil davon.“ Ich versuchte zu antworten, aber meine Lippen bewegten sich nicht. Vor mir materialisierten sich die acht Jäger, ihre Gesichter immer noch im Schatten. Einer von ihnen trat vor. „Die Jagd muss weitergehen“, sagte er, seine Stimme ein Flüstern, das in meinem Schädel widerhallte. „Jedes Jahrhundert wählen wir einen neuen Jäger. Einen, der bereit ist, das Ritual zu bewahren. Deine Neugierde hat dich hierher geführt. Dein Mut hat unsere Aufmerksamkeit erregt.“ Ich wollte schreien, weglaufen, aber ich war gefangen in dieser leeren Welt. „Was jagt ihr?“, brachte ich mühsam hervor. Der Jäger neigte den Kopf. „Wir jagen die Zeit. Wir jagen die Erinnerung. Wir jagen alles, was vergessen werden soll. Und manchmal“, er machte eine Pause, „jagen wir diejenigen, die zu viel wissen.“ Er deutete auf die anderen Jäger. „Jeder von uns war einmal wie du. Ein Suchender. Jetzt sind wir Hüter.“ Ich spürte, wie etwas in mir nachgab. Der Kampf war sinnlos. Ich gehörte längst zu ihnen.

Die letzte Jagd endete mit meinem Namen auf dem Stein.

Später. Die Lichtung war leer. Letzte Nebelschwaden lagen schwer über dem Boden, nichts rührte sich. Der Wald hatte geschwiegen, geschluckt, verschlungen. Kein Notizbuch. Kein Handy. Kein Mensch. Nur die acht Stelen. Und ein neuer Name darauf. Meiner. „Aber die Lichtung ist bis heute da. Und manchmal, wenn der Nebel aufsteigt, ist in der Ferne das Echo von Schritten hören. Acht Schritte. Immer acht. Und manchmal, ganz selten, sind es neun.“

Die unendliche Rechnung begleicht die Jagd für alle Ewigkeit.

Monate später, in den Tiefen der Staatskasse, wurde eine neue Zahlung genehmigt. Jagdkompensation. Empfänger: 7-4-11-9-0-3. Der Betrag wurde überwiesen, wie jedes Jahr seit 1876. Keine Fragen, keine Überprüfungen. In einem dunklen Raum, irgendwo in einem Gebäude, das offiziell nicht existierte, lehnte sich ein Mann zurück und lächelte. Die Jagd währte. Immer weiter. Und irgendwo, tief im Wald, stand ich jetzt regungslos im Kreis, ein schwarzer Mantum um meine Schultern, und wartete auf die nächste Jagd. Auf den nächsten, der zu neugierig sein würde. Die Regierung wusste es. Der Grund gehorchte uns. Der Boden kannte uns. Und die Staatskasse bezahlte uns. Für alle Ewigkeit.


Mit herzlichem Dank aus dem Zwielicht zwischen Wahrheit und Mythos des Unerklärlichen,
Ihr Forscher auf verborgenen Pfaden durch den dem Nebel der Zeit.

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* Der geneigte Leser möge entschuldigen, dass wir nicht erwähnen, welche Orte, Ortsnamen und Sehenswürdigkeiten im Laufe der vergangenen Jahrhunderte, durch Kriege, politische Umbrüche und mehrere Rechtschreibreformen verloren gingen oder verändert wurden.

Quellenangaben:
Inspiriert von düsteren Berichten, die unter Verschluss gehalten wurden und dann für immer verschwanden.
Meyers Konversations-Lexikon, 3. Auflage (1874–1884)
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14, Altenburg 1862
Archiv für sächsische Geschichte, Band X, Dresden 1865
Gesetzblatt des Königreichs Sachsen, Jahrgang 1876
Wikipedia – Die freie Enzyklopädie
Sagen und Legenden aus Sachsen, Sammlung von Karl Haupt, Leipzig 1862
Geheimakte Staatskasse – Die verschwundenen Gelder im 19. Jahrhundert, unveröffentlichte Forschung
Berichte der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Dresden, 1882

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Jagd Grund
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Seht, jeder spornt sein schaumbedecktes Roß Und sprengt voll Mut auf seinen Gegner los. Jetzt treffen sich die Speere, keiner wankt dem Stoß des Gegners, doch die starken Lanzen splittern. Aber auch Verwundungen an Gelenken, Beinen und Armen konnten einen Krieger vorläufig ausschalten. So wurden verschiedene Techniken entwickelt, um mit Scharnieren, Aufhängungen und Gelenken die aus Stahlblech geformten Rüstungsteile miteinander zu verbinden. Sie durften nach Möglichkeit keine Spalten oder Lücken lassen, durch die gegnerische Waffen eindringen konnten. Zur Gewichtsersparnis hatten die Rüstungsteile unterschiedliche Materialstärken. Der Helm war zur Vorderseite am stärksten, ebenso wie die Bruststücke. Geringere Materialstärken konnten aber durch Falzungen, Profilierungen oder Kannelierungen erheblich versteift werden. Dadurch ergab sich verschiedene Verzierungsmöglichkeiten, wonach heute und a. die Rüstungsstile unterschieden werden. Die Brustplatte wurde bei größerer Materialstärke gewölbter und mußte immer mehr den Beschuß aus Feuerwaffen standhalten. Der Helm als wichtigster Schutz unterlag ebenfalls verschiedenen Formideen und Rüstungsstilen. Es sind anwendungsbezogene Unterschiede in der Helmform feststellbar: Der Reiter, der sich dem Kampfgetümmel zu Pferd stellen mußte, schützte seinen Kopf z. B. durch einen geschlossenen Visierhelm, gegen direkt geführte Stöße von Schwert und Lanze. Der Fußsoldat benötigte Helme mit besserem Gesichtsfeld, da er meist in dichten Formationen kämpfte. Die Qualität der Harnische reichte von der Massenproduktion für einfache Fußsoldaten bis hin zu maßgeschneiderten aufwendig verzierten Einzelstücken, die einen hohen Repräsentations- und Prestigewert für den Besitzer hatten. Der beste Finder verlor die Spur, und wenn ja ein Stück Wild dem Teufel oder seinen Jägern in den Schuß kam, so prallten die Pfeile und Jagdspieße von dessen Haut ab, als wären dieselben mit Stahl gepanzert. Der Teufel tobte und lästerte gewaltig über das angebliche Ungeschick seiner Leute und Hunde. Einst trat ihm ein stolzer Zwanzigender in den Weg. Er richtete seinen sonst nie fehlenden Pfeil auf diesen. Aber kraftlos sank der Pfeil vor dem Hirsche nieder zur Erde, unversehrt drehte sich das Tier nach dem Jäger um und wendete ihm gleichsam spottend den Rücken. Da merkte der Teufel, daß er einen mächtigeren Gegner habe, der ihm einen Weidmann gesetzt, den er mit all seinen Teufelskünsten nicht bewältigen konnte. Er war betrogen. […]
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BaFin schlägt zu und versiegelt Reichsbürger-Bank in Wittenberg, Dresden und Menden! Ein illegaler Finanzskandal erschüttert das selbsternannte "Königreich Deutschland" von Peter Fitzek. Die Polizei durchsuchte am Donnerstag die Geschäftsräume des selbsternannten "Königs von Deutschland" in Dresden und versiegelte seine sogenannte "Gemeinwohlkasse", eine illegale Bank, in der er Gelder von Reichsbürgern sammelte. Doch das war noch nicht alles - Fitzek bot auch unerlaubt Krankenversicherungen über die "Deutsche Heilfürsorge" an. Trotz mehrfacher Verbote der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) setzte Fitzek seine illegalen Machenschaften fort und nahm Gelder von ahnungslosen Reichsbürgern entgegen. "Die erforderlichen Erlaubnisse für das Einlagen- oder Versicherungsgeschäft hat Fitzek nicht", betonte ein Behördensprecher. Doch Fitzek und seine extremistischen Anhänger teilten seine radikalen Ansichten und unterstützten ihn. Doch die Behörden handelten entschlossen: Am Mittwoch wurden alle Filialen der Gemeinwohlkasse in Wittenberg, Dresden und Menden von örtlichen Polizeikräften versiegelt. Werbematerialien für die illegalen Geschäfte wurden eingezogen, und es besteht sogar der Verdacht eines gefälschten Führerscheins, der derzeit noch geprüft wird. Fitzek und seine Anhänger protestierten lautstark gegen die Aktion der Polizei, doch die Behörden blieben unerschütterlich. Fitzeks "Königreich Deutschland" wurde ursprünglich in Sachsen-Anhalt gegründet, hat aber seine gefährlichen Aktivitäten auch nach Sachsen ausgeweitet. Der Verfassungsschutz beobachtet die extremistische Gruppierung genau, denn Reichsbürger lehnen die Bundesrepublik Deutschland als Staat ab und behaupten, dass das Deutsche Reich fortbestehe. Viele von ihnen sind Rechtsextremisten und gewaltbereite Verschwörungstheoretiker. Die Versiegelung der illegalen Bank und Versicherungsgesellschaft von Fitzek ist ein klares Signal der Behörden: Illegale Aktivitäten dieser Art werden nicht toleriert, und die Sicherheit der Bevölkerung steht an erster Stelle. Die Reichsbürger-Bewegung stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit und Stabilität des Landes dar. Die Behörden müssen daher wachsam bleiben und mit Entschlossenheit gegen solche illegalen Machenschaften vorgehen, um die Öffentlichkeit zu schützen und die Einhaltung der Gesetze zu gewährleisten. […]
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was ich gesehen hatte, und berichtete ihm auch die Worte, in denen der Abschied des Pir von mir enthalten war. Er hörte aufmerksam und in tiefster Bewegung zu; aber als ich geendet hatte, sagte er nichts als: Er war ein Held! Dann versank er in ein tiefes Sinnen, aus welchem er erst nach einer Weile wieder erwachte. Und was sagst du? Sie haben meinen Boten getötet? Sie haben ihn hingerichtet, erschossen. Wer hat den Befehl dazu erteilt? Jedenfalls der Miralai. O lebte er noch! knirschte er. Ich ahnte, daß dem Boten etwas widerfahre. Ich hatte ihm gesagt, daß ich den Kampf wieder beginnen werde, wenn er binnen einer halben Stunde nicht zurückgekehrt sei. Aber ich werde ihn rächen; ich werde jetzt das Zeichen geben, daß nun endlich Ernst gemacht werden soll! Warte noch, denn ich habe vorher mit dir zu reden. Der Kaimakam, welcher jetzt das Kommando führt, hat mich zu dir gesandt. Ich erzählte ihm nun wortgetreu meine ganze Unterredung mit dem Meister. Ob die feinere Sitte, ob das Familienleben, ob Sparsamkeit und Ordnungsliebe dabei gewinnen? Das mögen gelehrte Herren, Statistiker, Pädagogen und so weiter entscheiden. Diese Gehaltlosigkeit ist es, welche den Namen Salon in der literarischen Welt so in Verruf gebracht hat, daß die geistreicheren Männer, die tüchtigeren Köpfe einen Ekel davor bekommen haben und lieber auf der Treppe umkehren, als einen solchen Salon betreten wollen. Meine Wohnung zum Beispiel in der Vorstadt, die seit mehr als vierzig Jahren dieselbe ist, schien, nicht bloß in früherer Zeit oder solange mir die hübsche Tochter noch im Hause lebte, sondern viel später, bis zur Julirevolution, welche in unser ganzes politisches tritt der bunte Schwarm vergnügungsmüder, von Theater, von zahllosen Besuchen, von unbedeutenden und ewig wechselnden Gesprächen übersättigter Gäste ein, und es ist nicht zu wundern, wenn dann die Unterhaltung gerade so schal, das ganze Benehmen gerade so frivol, ungenügend und seinen wenigen Gehalt von Äußerlichkeiten, von Gemälden, Statuetten oder andern Colifichets, die in den Zimmern zur Schau gestellt sind, entlehnend, ausfüllt, wie es gemeiniglich ist. Sehr gebildete, ja gelehrte Männer verschmähten es nicht, in diesen Kreisen oft und gern zu erscheinen, und solcher Kreise gab es im höheren Mittelstande viele. […]
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Ach wohl, im Sommer! - als flammend heiß Im Blauen die Sonne stand, Da war von üppigen Träumen Mein jugendlich Haupt entbrannt. Ich loderte glutig und dünkte mich selbst Solch herrlicher Flammenbronnen Und wollte im Herbste Garten und Flur Besäen mit roten Sonnen. Hochsommer in Deutschland mit Unwetter und Hitze. Bald sandte ihn das Vertrauen seiner Mitbürger in die 2. Kammer der sächsischen Ständeversammlung und in die evangelischlutherische Landessynode. Anfang 1869 trat er auch in das Stadtverordnetencollegium zu Dresden ein und nahm an allen communalen Angelegenheiten regen Antheil. Im Sommer 1871 wurde er zum besoldeten Stadtrath erwählt und ihm die Leitung des städtischen Schulwesens übertragen. Dafselbe gelangte unter ihm zu hoher Blüthe. Die durch das sächsische Schulgesetz von 1873 bedingte Neuordnung, besonders die Einrichtung der durch dieses Gesetz geforderten Fortbildungsschulen ging unter seiner kräftigen Mitwirkung rasch und befriedigend von statten. Auch entwarf er eine neue, im wesentlichen noch heute gültige Localschulordnung für die evangelischen Volks- und Fortbildungsschulen der Stadt. Ebenso verdanken ihm das städtische Kirchenwesen und die Turnvereine der ganzen Gegend vielfache Anregung und Förderung. Im Sommer 1887 wurde er in Anbetracht seines hohen Alters auf seinen Antrag in den Ruhestand versetzt. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in körperlicher und geistiger Frische in seinem Landhause in Blasewitz bei Dresden, wo er, nachdem er 1892 im Kreise der Seinen den 80. Geburtstag und das goldene Ehejubiläum gefeiert hatte, am 1. April 1893 starb. Sein Grab befindet sich auf dem alten Annenfriedhofe in Dresden. Die Wege in unserer unmittelbaren Nähe führen durch Gründe mit Felsvorsprüngen und rauschenden Bächen. Kindergärten und Schulen sind in Pillnitz, Schönfeld, Schullwitz, Bühlau und Weissig vorhanden. […]
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Die Hitze klebt wie eine zweite Haut, ein glühendes Tuch, das die Gedanken benebelt und jeden Atemzug zu einem Kampf macht. Unter dem unbarmherzigen Hämmern der Sonne verschwimmen die Tage zu einer einzigen, unendlichen Schwebe, in der die Zeit ihre Form verliert und der Geist zu einem ausgemergelten Wanderer auf endlosen, staubigen Pfaden wird. Eine Müdigkeit, tiefer als jede körperliche Erschöpfung, hat sich in die Glieder gefressen und fesselt das Sein an eine innere Landschaft, die sich dehnt und verzerrt. Tief in der Brust nistet eine kalte Gewissheit: Die heißeste Glut der Leidenschaft vermag nicht, die unsichtbaren Schatten zu vertreiben, die sich wie ein feiner, unheilvoller Schleier über alles legen. Ein Band, unsichtbar und doch spürbar, fesselt, droht aber bei jeder Bewegung zu zerreißen. Jeder Blick ist ein Tanz auf Messers Schneide, ein verzweifeltes Festhalten an etwas, das im nächsten Wimpernschlag zerspringen kann. Ein unausweichliches Ende scheint über allem zu schweben, scharf und unerbittlich, und doch lockt die Süße flüchtiger Momente, eine verzehrende Droge, von der sich niemand lösen kann. Eine brennende Frage hallt durch die innere Weite, eine Flamme, die niemals erlischt. Ist dies die einzige Bestimmung, eine unaufhörliche Jagd nach einem Phantom, das sich stets den Händen entzieht? Frieden, ein Wort, das wie ein hohles Echo in der Ferne verhallt, unerreichbar und spöttisch. Man ist gefangen, ein Insasse in einem unerbittlichen Kreislauf, der sich immer wieder von Neuem dreht, ohne Anfang, ohne Ende. Wie ein Mühlrad, das unaufhörlich mahlt, oder ein Schatten, der rennt, ohne jemals das Gefühl zu haben, anzukommen. Selbst die üppigste Natur, das satte Grün der Wiesen und das unendliche Blau des Firmaments, wird zur Kulisse. Ihre Pracht erreicht nicht mehr das Innere, denn die eigenen Gedanken, die eigenen Ängste sind zu dicht, zu erdrückend. Eine alte Linde am Wegesrand rauscht ihr sanftes Versprechen, doch der Klang dringt nur bis zu den Ohren, nicht zum Herzen. Eine eisige Kälte in der Hitze des Sommers, eine Leere, die sich im gleichgültigen Blau des Himmels spiegelt. Gibt es einen Weg aus diesem bleiernen Gefängnis, einen Anker in der zerfließenden Zeit? […]
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Tom, Jim nix brauchen solche Nachruhm! Schlang' kommen un beißen Jim tot - nein, Jim nix brauchen Nachruhm! O, dann sein zu spät zu probieren, wenn Schlang' erst beißen arme Jim! Massa Tom, Jim wollen thun alles, was sein nix zu dumm und unvernünftig - aber wenn Massa Tom un Huck bringen Klapperschlang' für Jim zu zähmen - Jim brennen durch, brennen gleich durch - sofort durch - soviel sein sicher! Jim, sei doch nicht so verrückt! Ein Gefangener muß ja irgend ein zahmes Lieblingstier haben und wenn sie's bis jetzt noch nie mit einer Klapperschlange probiert haben - nun, dann ist's um so mehr Ruhm und Ehre für dich, der erste zu sein, der das thut. Leichter wird es dir nie mehr im Leben gemacht werden, dir großen Nachruhm zu sichern! Und hier spielt es eben eine Rolle, dass jeder Einzelne von uns versucht, sich als Person zu verhalten, die von den ihren mit Begriffen wie Ehre, Aufrichtigkeit, Treue, Edelmütigkeit, guter Mut, Tapferkeit, Solidarität etc. in Verrbindung gebracht wird, denn somit Angst ihre Meinung zählen und Wirkung erzielen, auch wenn es vielleicht jeweils nicht immer den ersten Eindruck erweckt, dass es so ist. Natürlich muss der Kampf mit der Zeit ausgeweitet werden. Dunkler Phoenix hat diesbzezüglich einen ausgezeichneten Vorschlag im Sinne einer Interessengemeinschaft gemacht. Es wären auch noch andere Gefässe denkbar, so z. B. die von Codreanu damals in Rumänien gegründete Legion Erzengel Michael bzw. die spätere Eiserne Garde, deren Mitglieder sich für freiwillige Hilfs- und Baueinsätze zur Verfügung stellten. Der kriegerische Kampf, die Ultima Ratio, wird früh genug kommen und ich habe keine Angst davor, aber es ist m. E. nicht an uns, diesen zu starten. Wir erwähnten schon, daß er noch nicht jede Hoffnung aufgegeben hatte. Manchmal plätscherte auch ein leicht zu überschreitender Bach quer durch das Gehölz. Auch unsere Braut ist glücklich unter die Haube gekommen. Die mit etagenartig stehenden Bäumen besetzte Erhöhung bildete einen jede Aussicht beschränkenden grünen Vorhang. […]
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Tom, Jim nix brauchen solche Nachruhm! Schlang' kommen un beißen Jim tot - nein, Jim nix brauchen Nachruhm! O, dann sein zu spät zu probieren, wenn Schlang' erst beißen arme Jim! Massa Tom, Jim wollen thun alles, was sein nix zu dumm und unvernünftig - aber wenn Massa Tom un Huck bringen Klapperschlang' für Jim zu zähmen - Jim brennen durch, brennen gleich durch - sofort durch - soviel sein sicher! Jim, sei doch nicht so verrückt! Ein Gefangener muß ja irgend ein zahmes Lieblingstier haben und wenn sie's bis jetzt noch nie mit einer Klapperschlange probiert haben - nun, dann ist's um so mehr Ruhm und Ehre für dich, der erste zu sein, der das thut. Leichter wird es dir nie mehr im Leben gemacht werden, dir großen Nachruhm zu sichern! Und hier spielt es eben eine Rolle, dass jeder Einzelne von uns versucht, sich als Person zu verhalten, die von den ihren mit Begriffen wie Ehre, Aufrichtigkeit, Treue, Edelmütigkeit, guter Mut, Tapferkeit, Solidarität etc. in Verrbindung gebracht wird, denn somit Angst ihre Meinung zählen und Wirkung erzielen, auch wenn es vielleicht jeweils nicht immer den ersten Eindruck erweckt, dass es so ist. Natürlich muss der Kampf mit der Zeit ausgeweitet werden. Dunkler Phoenix hat diesbzezüglich einen ausgezeichneten Vorschlag im Sinne einer Interessengemeinschaft gemacht. Es wären auch noch andere Gefässe denkbar, so z. B. die von Codreanu damals in Rumänien gegründete Legion Erzengel Michael bzw. die spätere Eiserne Garde, deren Mitglieder sich für freiwillige Hilfs- und Baueinsätze zur Verfügung stellten. Der kriegerische Kampf, die Ultima Ratio, wird früh genug kommen und ich habe keine Angst davor, aber es ist m. E. nicht an uns, diesen zu starten. Wir erwähnten schon, daß er noch nicht jede Hoffnung aufgegeben hatte. Manchmal plätscherte auch ein leicht zu überschreitender Bach quer durch das Gehölz. Auch unsere Braut ist glücklich unter die Haube gekommen. Die mit etagenartig stehenden Bäumen besetzte Erhöhung bildete einen jede Aussicht beschränkenden grünen Vorhang. […]
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Die Ponte dei Sospiri, die Seufzerbrücke, liegt zwischen dem Dogenpalast und dem alten Gefängnis und führt über den Rio di Palazzo, einen etwa acht Meter breiten Kanal. Die Verurteilten wurden in die Haft oder zur Exekution über diese Brücke geleitet. Die Seufzerbrücke erhielt ihren Namen, als Gefangene auf ihrem Weg ins Gefängnis von hier aus zum letzten Mal mit einem Seufzen in Freiheit auf die Lagune sahen. Den schönsten Blick auf die Brücke hat man vom geschäftigen Ponte della Paglia, der seinen Namen von den Strohschiffen (paglia=Stroh) erhielt, die einst hier anlegten. Dann blick ich oft, an Brücken angeschmieget, In öde Wellen, die nur leise zittern, Wo über Mauern, welche halb verwittern, Ein wilder Lorbeerbusch die Zweige bieget. Und wann ich, stehend auf versteinten Pfählen, Den Blick hinaus ins dunkle Meer verliere, Dem fürder keine Dogen sich vermählen: Dann stört mich kaum im schweigenden Reviere, Herschallend aus entlegenen Kanälen, Von Zeit zu Zeit ein Ruf der Gondoliere. Es scheint ein langes, ew'ges Ach zu wohnen In diesen Lüften, die sich leise regen, Aus jenen Hallen weht es mir entgegen, Wo Scherz und Jubel sonst gepflegt zu thronen. Venedig fiel, wiewohl 's getrotzt Äonen, Das Rad des Glücks kann nichts zurückbewegen: Öd ist der Hafen, wen'ge Schiffe legen Sich an die schöne Riva der Sklavonen. Wie hast du sonst, Venetia, geprahlet Als stolzes Weib mit goldenen Gewändern, So wie dich Paolo Veronese malet! Nun steht ein Dichter an den Prachtgeländern Der Riesentreppe staunend und bezahlet Den Tränenzoll, der nichts vermag zu ändern! Als ich nun näher komm' ans Haus, Da tritt sie von der Schwell' heraus, Geht lieblich winkend mir entgegen Und zeichnet mit den Fingern Segen, Springt her und nimmt mich in den Arm Und küßt mich mit den Lippen warm Und gönnt mir lieben Augenschein. […]
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